Wort zur Woche
Worauf wir stolz sein können

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Denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
1. Petrus 5, Vers 5b

Welchen Sticker würden Sie sich hinten ans Auto kleben? "Stolzer Fahrer dieses Autos" oder „Stolze Oma von acht Enkeln", „Stolzer Einwohner von Langenwolschendorf“, „Stolzer Poolbesitzer“, „Stolze Meister-Handwerkerin“? Ich bin mir sicher: Für jede und jeden von uns ist da was dabei.
Stolz auf etwas zu sein, was ich geschaffen oder geschafft habe, auf meine Herkunft oder meine Familie, das liegt in unserem Wesen. Es ist natürlich schöner, wenn wir unseren Stolz nicht vor uns hertragen. Understatement schützt davor, als Angeber zu gelten. Stolz ist ein Zeichen von Selbstbewusstsein, Zufriedenheit oder gefundener Identität. Bisweilen stößt Stolz aber an eine Mauer nach oben. Sinnbildlich gesprochen.
Als ob es einen Widerstand von Gott her gibt. Was ich habe, was ich bin, was mich ausmacht – all das ist begrenzt. Meine Türme wachsen nicht ewig. Petrus greift einen alten Spruch aus der Bibel auf, um das zu verdeutlichen: „Gott widersteht den Stolzen.“ Die kleine Schwester des Stolzes ist die Angst. Angst zu verlieren, was mein Leben ausmacht: Geborgenheit, Besitz, Lebensstandard, Heimat. Interessant ist, dass Petrus vor allem – aber nicht nur – die Jüngeren im Auge hat, wenn es um Stolz geht. Sind es nicht eher die Älteren, die mehr zu verlieren haben?
Bei vielen Gesprächen merke ich, dass es nicht einfach ist, wenn das Thema Verzicht auf den Tisch kommt. Die kleine Schwester Angst sitzt sehr schnell mit am Tisch. Angst, dass die Heimat sich verändert. Dass es bald keine ordentlichen Autos mehr gibt. Dass der Wohlstand, den ich erarbeitet habe, vielleicht doch auf Kosten der nächsten Generation geht – eine Generation, die dann ein ganz anderes Leben führen will – und muss.
„Den Demütigen aber schenkt er Gnade.“ Demut ist ein Geschenk. Ich kann loslassen, was mich gefangen hält. Und stolz darauf sein, dass Gott mich liebt. Wenn wir das schaffen, dann gibt es keine Mauer mehr nach oben. Ich habe einen Sticker, darauf steht: „Von Gott geliebt. Das reicht.“

Pfarrer Torben Linke, Bad Liebenwerda

Pfarrer Torben Linke, Bad Liebenwerda | Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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