Meisterliche Handwerkskunst

Historischer Augenblick: Orgelbaumeister Axel Thomaß (rechts) sowie der Orgelbaumeister und Restaurator Matthias Voigt (links) gießen in Bad Liebenwerda die ersten Pfeifen für das neue Instrument der am 3. April 2012 abgebrannten Kirchenburg in Walldorf. | Foto: Veit Rösler
  • Historischer Augenblick: Orgelbaumeister Axel Thomaß (rechts) sowie der Orgelbaumeister und Restaurator Matthias Voigt (links) gießen in Bad Liebenwerda die ersten Pfeifen für das neue Instrument der am 3. April 2012 abgebrannten Kirchenburg in Walldorf.
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Orgelbau: Neue Pfeifen für Walldorfer Orgel in Bad Liebenwerda gegossen

Von Veit Rösler

Wie aus flüssigem Metall mit vollendeter Handwerkskunst Orgelpfeifen geformt werden, konnten Mitglieder der Kirchengemeinde Walldorf (Kirchenkreis Meiningen) bei einem Besuch der Orgelbaufirma Voigt in Bad Liebenwerda (Lausitz) miterleben. Vor den Augen der weit gereisten Thüringer Gäste wurden in einem historischen Augenblick die ersten Pfeifen für ihr zukünftiges Instrument gegossen.
Die neue Orgel ist für die im Wiederaufbau befindliche Kirchenburg Walldorf bestimmt, die 2012 vollständig abbrannte. Christus war vom
Kreuz gefallen, das Dach eingestürzt, Orgel und Altar wurden vollständig vernichtet und der Glockenturm war einsturzgefährdet. Das Gebäude wird seitdem nach einem aufwendigen
Konzept für mehrere Millionen Euro wieder aufgebaut. »In den vier eingereichten Angeboten konnte der Mitteldeutsche Orgelbau Voigt am meisten überzeugen«, so Pfarrer Heinrich Freiherr von Berlepsch. »Uns war es wichtig, bei der Konstruktion der Orgel ein Fenster einzubinden, das den Raum dominiert und Licht spendet. Das gelang Dr. Markus Voigt optimal. Er hatte das interessanteste Konzept«, erklärt der vom Ambiente der Sze-
nerie sichtlich begeisterte Pfarrer.
Den Walldorfern war der Brand ihrer Kirche tief zu Herzen gegangen. Nun standen einigen Vertretern der Kirchengemeinde beim Entstehen der neuen Pfeifen die Tränen in den Augen. Zunächst auf 290 Grad erhitzt, wird das flüssige Metall aus einer Legierung von 70 Prozent Zinn und
30 Prozent Blei unter Zugabe eines Flussmittels aus Wachs auf exakt
195 Grad herabgekühlt. Dann müssen die Orgelbaumeister rasanten Schrittes die mit flüssigem Metall gefüllte Lade über einen Tisch ziehen. Dabei entsteht eine dünne, etwa drei Millimeter starke und 330 Zentimeter lange Metall-
platte.
So ein anspruchsvoller Gießvorgang findet nur ganz selten im Jahr statt. Viele Orgelbaubetriebe lassen die Pfeifenplatten daher bei externen Firmen maschinell anfertigen. Die
Platten werden dann in eine Zinnhobelmaschine eingespannt und auf das für den zukünftigen Ton exakt vordefinierte Maß zwischen 1,2 und 0,22 Millimeter abgehobelt. Ein Polierstein bringt den letzten Schliff. Legierung und Starkwandigkeit sind entscheidend für den zukünftigen Ton. Danach werden die dünnen Bleche in die markante runde Form gebracht und von Hand verlötet. Für die Walldorfer Orgel müssen insgesamt 1 072 Pfeifen unterschiedlichster Größe hergestellt werden, die etwa im Dezember 2018 fertiggestellt sein sollen.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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