Die Schösserin von Eisenberg

Ein historisches Porträt Ursula Weydas ist nicht überliefert. 
Das Bild zeigt sie nach Vorstellungen der Eisleber Künstlerin Mariana Lepadus als Teil 
eines Tafelgemäldes »Frauen 
der Reformation in der Region«. | Foto: Evangelische Frauen in Mitteldeutschland
  • Ein historisches Porträt Ursula Weydas ist nicht überliefert.
    Das Bild zeigt sie nach Vorstellungen der Eisleber Künstlerin Mariana Lepadus als Teil
    eines Tafelgemäldes »Frauen
    der Reformation in der Region«.
  • Foto: Evangelische Frauen in Mitteldeutschland
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Wie eine 20-Jährige für Luther und die Reformation Partei ergriff

Von Mirjam Petermann

Flugschriften spielten eine zentrale Rolle bei der Verbreitung und Durchsetzung der Reformation nach 1517. Sie geben Zeugnis von den Konflikten über die konkrete Aus- und Durchführung der reformatorischen Neuerungen. Mit der Frage nach dem Sinn und Unsinn des klösterlichen Lebens befasste sich 1524 Ursula Weyda aus Eisenberg.
Ihre Flugschrift »Wyder das unchristlich schreyben un Lesterbuch / des Apts Simon zu Pegaw und seyner Brüder« ist die einzige dieser Zeit, die von einer Frau verfasst und sogar zweifach beantwortet wurde. Bemerkenswert ist auch, dass die zweite der beiden anonymen Antworten die Autorin sogar verteidigte. Weyda selbst bezog sich in ihren Ausführungen auf eine antilutherische Schrift des Pegauer Abts Simon Blich. Sie beschäftigte sich mit dem Wesen der Kirche und der Bibel sowie der Ehe und dem Zölibat. Sie ermutigte Nonnen und Mönche, das Keuschheitsgelübde aufzulösen, denn sonst würden sie sich schuldig machen an Gottes Aufforderung: »Seid fruchtbar und mehret euch«.
Eine wichtige lutherische Erkenntnis lässt sie überhaupt zur Autorin werden: Sie folgte der Auffassung vom Priestertum aller Getauften und übernimmt mit der Antwort auf die Flugschrift des Abtes eine Aufgabe, die eigentlich Bischöfen zustand. Doch es täte ihr »von hertzen leyd / wenn der frum Christlich Luther sein zeit nit nützer solt zu bringen / denn solchen eseln zuo antworten«, so schrieb sie.
Polemisch stand die damals erst 20-Jährige den männlichen Schreibern ihrer Zeit in nichts nach: Die altgläubigen Geistlichen, und besonders Simon Blich, bezeichnete sie als ungebildet, habgierig und vom wahren Glauben abgefallen. Theologisch orientierte sie sich im Wesentlichen an Luther. Bemerkenswert ist dabei, dass sie seine Argumente teilweise mit anderen Bibelstellen begründete als er selbst. Sie verfolgte aber auch andere Gedanken, beispielsweise die Hoffnung auf eine Kirchen- und Gesellschaftsreform vor der herannahenden Wiederkunft Jesu.
Es ist in jeder Hinsicht bedauerlich, dass über Ursula Weyda, geborene Zschöpperitz und später Pehem, nicht allzu viel bekannt ist. Geboren wurde sie wohl um 1504 in Altenburg; um 1570 starb sie dort. Ihr Vater war kurfürstlicher Beamter am Altenburger Hof, ihre Mutter konnte dort nach dessen Tod arbeiten, um den Lebensunterhalt zu sichern. Ursula Weyda war zweimal verheiratet, überlebte beide Ehemänner. Sie hatte keine eigenen Kinder.
Auch ist nicht überliefert, ob sie Luther persönlich kannte. Ihr erster Mann Johann Weyda stand mit ihm in persönlichem Kontakt und war ein Anhänger seiner Lehre. Als Schösser, sprich kurfürstlicher Beamter, reformierte er das dortige Zisterzienserinnenkloster, verheiratete die Pfarrer oder entzog ihnen bei Verweigerung das Amt. Wie damals üblich, definierten sich Frauen über Beruf und Status ihres Mannes. Ursula Weyda veröffentlichte daher ihre Flugschrift unter dem Namen »Schösserin zu Eyssenbergk«. Angesichts der durchaus üblichen Praxis, anonym zu publizieren, ist es beachtlich, dass sie davon keinen Gebrauch machte und mit ihrem Namen für ihre Meinung öffentlich einstand. Es zeigt auch, wie stark Luthers Ansichten in ihrem Leben und Handeln verankert gewesen sein müssen.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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