Licht der Gemeinschaft

Hell leuchtet das Adventsfenster für den Nikolaustag, das Familie Tozek gestaltete. | Foto: Angela Stoye
  • Hell leuchtet das Adventsfenster für den Nikolaustag, das Familie Tozek gestaltete.
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Es ist dunkel. Es ist kalt. Es sind kaum Menschen auf der Straße. Fast keine. Denn einige machen sich an diesem eher unbehaglichen Abend auf, um eine kleine Andacht zu feiern und danach mit ihren Nachbarn zusammen zu sein.

Von Angela Stoye

Leuchtende Teelichte, Laternen, Kerzen und eine aus Glühlämpchen gestaltete 15 zeigen den Treffpunkt an. »Wir haben uns schon bei Regen und Schnee getroffen«, sagt eine Teilnehmerin. Ein bisschen Kälte schrecke da nicht ab, zum jeweiligen Adventsfester in Serno zu gehen. Zum vierten Mal gibt es diese Aktion in dem 280 Einwohner zählenden Flämingdorf im Kirchenkreis Zerbst, das nahe an der Grenze zu Brandenburg liegt. Reihum machen verschiedene Familien mit, die ein Fenster schmücken, erleuchten, Lieder und Texte auswählen und für eine halbe bis dreiviertel Stunde Gastgeber sind. Das Adventsfenster am Heiligen Abend ist die Kirche.
Am 15. Dezember ist das Haus der Familie Antal der Treffpunkt. Unter dem Vordach sind Tisch und Bänke aufgestellt, dampfen Glühwein- und Würstchentopf. Etwa 20 Sernoer finden sich ein, grüßen, kramen ihre – teils vom vielen Benutzen schon zerfledderten – Heftchen »Lieder im Advent« hervor und richten die Lichtkegel ihrer Taschenlampen auf das erste Lied. »Maria durch ein Dornwald ging« und »Es kommt ein Schiff geladen«, haben die Gastgeber, Christine und Michael Antal, ausgewählt, dazu die Weihnachtsgeschichte nach Lukas in Form eines modernen Zeitungsberichtes, der die Zuhörer schmunzeln lässt.
Unter den Gastgebern sind evangelische und katholische Christen ebenso wie Familien, die nicht zur Kirche gehören. Manche machen jedes Jahr mit, manche ab und zu. Auch die Kirchenälteste Margitta Brockhausen ist in diesem Jahr wieder Gastgeberin. »Die Adventsfenster fördern den Austausch unter den Nachbarn«, findet sie. »Um diese Jahreszeit ist jeder nach der Arbeit sonst eher für sich. Dabei ist Zusammensein so wichtig.« In Serno geschieht das immerhin an anderen Stellen wie dem Heimat- und Traditionsverein, dem Sportverein und der Freiwilligen Feuerwehr. Leider ist es auch hier wie in anderen kleinen Dörfern: die Schule ist geschlossen, Arzt und Einkaufsmöglichkeiten befinden sich im sechs Kilometer entfernten Jeber-Bergfrieden. »Wir wurden angesprochen, ob wir mitmachen«, sagt das katholische Ehepaar Antal und hat sich der Aktion angeschlossen.
Gemeindepfarrerin Karoline Simmering hat die Sernoer Adventsfenster ins Leben gerufen und freut sich über die anhaltende Resonanz. »Jeden Tag beten wir, dass wir mit Gottes Hilfe als Bauleute des Friedens und als Boten der Gerechtigkeit unterwegs sind«, sagt sie. Neuland hat die Pfarrerin mit den Adventsfenstern nicht betreten, sondern diese Art des Zusammenseins in ihren neuen Wirkungskreis weitergetragen. In ihrer vorigen Pfarrstelle Drosa im Kirchenkreis Köthen hat sie 2007 ebenfalls Adventsfenster angeregt. Daraus ist ein schöner Brauch geworden, den die Drosaer bis heute fortführen. Am 16. Dezember war Karoline Simmering wieder einmal dort.

Autor:

Adrienne Uebbing

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