Neue Kantorin in Torgau
Fortsetzen, was aufgebaut ist, und Neues angehen

Christiane Bräutigam ist die neue Kantorin in Torgau. | Foto: privat
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Christiane Bräutigam ist die neue Kantorin in der evangelischen Kirchengemeinde zu Torgau. Der Einführungsgottesdienst soll aufgrund der Pandemielage im Sommer stattfinden. Andreas Bechert führte ein Gespräch mit ihr.

War der Beruf Ihrer Eltern ausschlaggebend für Ihr Studium und die Berufswahl?

Bräutigam: Nicht direkt, aber im weiteren Sinne schon: Durch den Beruf meiner Eltern kam ich frühzeitig mit Musik und natürlich auch Kirchenmusik in Verbindung. Ich hörte Bach, Chopin, Messiaen und bekam Lust, selber zu musizieren. Auch dass ich die Möglichkeit bekam, Instrumente spielen zu lernen – Geige, Flöte, Klavier und später Orgel – ist sicher typisch für eine Familie, in der die Eltern Musiker sind. Insofern hat der Beruf meiner Eltern Weichen gestellt dafür, dass ich überhaupt später einmal in diese Richtung gehen konnte. Denn Kirchenmusik studieren könnte man nicht ohne Vorbildung in der Kindheit.

Gab es in Ihrem Leben eine Art Initialzündung in Richtung Orgelspiel und Kirchenmusik?

Als ich 15-jährig einmal live Bachs Orgelstück „Pièce d´Orgue“ gehört hatte, wusste ich, welche Kraft Musik in sakralen Räumen den Hörenden schenken kann. In diesem Moment wurde mein Wunsch geboren, das Orgelspiel zu erlernen. Welche Möglichkeiten aber im gemeinsamen Singen liegen, Begegnung untereinander einzugehen oder in Beziehung zum eigenen Glauben zu treten – mit jedem gesungenen Choral oder auch größerem Musikstück –, habe ich erst später erfahren. Und sie haben sich mit jedem musikalischen Tun mehr offenbart: im Studium in Leipzig, Weimar und Lyon, in den zwei Jahrzehnten meiner Tätigkeit als Kantorin der Evangelisch Reformierten Kirche zu Leipzig, beim Unterrichten der nachfolgenden Generation Kirchenmusiker an den Hochschulen in Leipzig und Halle.

Warum haben Sie sich für Torgau entschieden?

An Torgau fasziniert mich die direkte Verbindung der Kirchengemeinde zu den Wurzeln evangelischer Kirchenmusik – die nicht nur zu Blüten von ungeheurer Schönheit in der Musik der Renaissance- und Barockzeit bis in die Moderne führten, sondern auch den immer aktuellen Auftrag bergen, mit einem – wie Martin Luther einst sagte – „singenden Herzen“ zu leben.

Werden Sie Ihren Lehrauftrag in Leipzig und Halle weiterführen?

Den Lehrauftrag an der Musikhochschule Leipzig werde ich künftig beibehalten. Die Unterrichts-tätigkeit an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik Halle werde ich nicht dauerhaft ausüben, im Moment begleite ich noch eine Studentin zum Examen.

Wo sehen Sie Ihr Tätigkeitsfeld in Torgau?

Die Fortführung der Kernarbeit beinhaltet für mich einerseits die lebendige Beschäftigung – in Gottesdiensten, bei Proben und Projekten sowie Konzerten – mit der einzigartigen Verbindung Torgaus zum reformatorischen Liedgut und der vokalen Renaissance-Musik. Zum Feiern dieser Schätze der geistlichen Musik – so manches noch heute gesungene Kirchenlied hat hier seinen Ursprung – gehört auch der Blick auf die Gegenwart und die Zukunft. Zum anderen möchte ich dazu beitragen, Kindern und jungen Leuten Lust auf Kirchenmusik zu machen.

Ekkehard Saretz, ihr Vorgänger, hat in Torgau einiges vorgelegt …

Sehr dankbar bin ich dafür, eine Stelle antreten zu können, auf der nicht nur sehr gute Orgeln in Marien- und Schlosskirche, sondern auch hervorragende weitere kircheneigene Tasteninstrumente wie Cembalo und Truhenorgel angeschafft werden konnten, und wo dank wunderbarer, prägender Arbeit durch Ekkehard und Hildegard Saretz viele Menschen in Kirchengemeinde und Stadt eine gute Kirchenmusik kennen, schätzen und lieben. Ich plane, vieles von dem fortzusetzen, was Ekkehard Saretz aufgebaut hat: Nahezu alles davon deckt sich mit meinen eigenen Vorstellungen und Wünschen. Die Festwoche der Kirchenmusik wird fortgeführt, ebenso der Orgelsommer. Ansonsten werden Themen wie die Landesgartenschau 2022 oder der bald 500. Geburtstag der Herausgabe des ersten Chorgesangbuchs durch den Torgauer Ur-Kantor Johann Walter die Kirchenmusik in Nordsachsen prägen. Als weitere vielleicht neue Veranstaltungen sind Familien- und Kinderkonzerte in der Planung.

Autor:

Online-Redaktion

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