Bauhaus in Kirchen
Charles Crodel – ein Kleinod moderner Malerei in Bernterode

Einmal die Rückseite des Altars von Charles Crodel betrachten - am Sonntag gab es in Bernterode Gelegenheit dazu. | Foto: Regina Englert
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  • Einmal die Rückseite des Altars von Charles Crodel betrachten - am Sonntag gab es in Bernterode Gelegenheit dazu.
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Am 16. September hätte Charles Crodel seinen 125. Geburtstag gefeiert - seine farbenfrohe, moderne Kunst finden wir in der Kreuzkirche in Bernterode/Schacht. Ein ganzes Ensemble aus Altar und vier Kirchenfenstern stiftete er zwischen 1958-63 dieser Kirchengemeinde. Pfarrer Fritz Domann hatte damals schnell zugegriffen, als das Stiftungsangebot des Künstlers publik wurde. Grund genug für die kleine Gemeinde ein Fest zu feiern. Und so wurde aus dem Geburtstag des Künstlers am Sonntag, dem 15. September ein ganzes Pfarrbereichsfest.

Farbenpracht

Wer die kleine Kirche betrat, hatte schon den schönen Weg aufwärts durch die Allee aus Winterlinden durchschritten. Im Innern jedoch erwartete den Besucher in der sonst schlichten Kirche eine leuchtende Farbenpracht. Die Fenster strahlen in tiefen Blau-, frischen Grün- und warmen Gelbtönen. Der Altar greift die liturgischen Farben des Kirchenjahres auf. Alle diese Werke lassen gemeinsam biblische Stellen Bild werden, sie korrespondieren miteinander und sie bilden auch die Gemeinde von 1959 mit ab. So vieles vereint sich in ihnen, dem ersten evangelischen Kreuzweg, wie es damals hieß. Dargelegt hat dieses Miteinander zum Festtag einer der Enkel Charles Crodels, der Kunsthistoriker Dr. Cornelius Steckner. Eingebettet in einen Gottesdienst, der entsprechend der Werke in musikalischen Schritten durch das ganze Kirchenjahr ging. Musik und Kunsterklärungen wechselten sich ab und bildeten ein harmonisches Ganzes.

Verstecktes wird sichtbar

Die Kirche war gut gefüllt. Viele kamen, die sich diese persönliche Erklärung nicht entgehen lassen wollten. Sie sollten belohnt werden, denn so konnten sie auch einen Blick auf die sonst unsichtbare bemalte Rückseite des Altars werfen. Überhaupt einmal ganz nah an die einzelnen Bilder heranzukommen, war schon reizvoll.
Beeindruckend - diese Werke in dieser kleinen Kirche zu wissen. Nur drei Jahre nach ihrer Fertigstellung wurden sie bereits unter Denkmalschutz gestellt. Eine spannende Geschichte steckt hinter der Gestaltung dieses Gotteshauses. Eine, die sich auch heute noch entdecken lässt.
Dazu empfiehlt sich ein Besuch, beispielsweise sonntags um 9 Uhr zum Gottesdienst mit Dr. Johl, der auch ein Kenner der Kreuzkirchen-Geschichte ist. Eine neue Broschüre, die das Werk Crodels vorstellt wurde am Sonntag erstmals präsentiert, sie kann nun in der Kirche erworben werden.

Leben und Werk

Charles Crodel war in vielen Bereichen aktiv – von der Malerei und Kunstwerken der Raumgestaltung über den Holzschnitt und Grafiken bis zur sakralen Glaskunst. Auch im Rahmen des Bauhausjubiläums tritt er in Erscheinung. Dauerhaft arbeitete er mit Bauhausschülern aus den Bereichen Keramik, Architektur und der Glasindustrie zusammen.
Neben einigen anderen verband ihn mit Gerhard Marcks eine lebenslange Freundschaft und eine intensive Zusammenarbeit. Marcks ist im Kirchenkreis Südharz beispielsweise durch die Skulptur „Krieg und Frieden“ in Bleicherode bekannt. Crodels Anerkennung in der Kunstwelt konnte jedoch nicht verhindern, dass zahlreiche seiner Bilder in der Zeit des nationalsozialistischen Regimes als entartete Kunst eingestuft und zerstört wurden. Umso wertvoller ist es heute noch einen Blick auf seine Werke in Bernterode werfen zu können.
Charles Crodel: geboren am 16. September 1894 in Marseille; verstorben am 28. November 1973 in München; sein Grab ist auf dem Friedhof Kröllwitz in Halle zu finden.

Einmal die Rückseite des Altars von Charles Crodel betrachten - am Sonntag gab es in Bernterode Gelegenheit dazu. | Foto: Regina Englert
Das Orgelfenster von Charles Crodel in der Kreuzkirche Bernterode. | Foto: Regina Englert
Ganz oben - das Grab ist versiegelt. | Foto: Regina Englert
Ganz unten - die Fußwaschung in wunderbar tiefem Dunkelblau und hoffnungsfrohem Grün. | Foto: Regina Englert
Im Altarfenster verbirgt sich das Köpfchen des verstorbenen Sohnes des damaligen Pfarrers. Eine von mehreren örtlichen Themen, die Charles Crodel in seinem Werk aufgriff. | Foto: Regina Englert
Autor:

Regina Englert

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