Porträt
Pfarrer auf Rädern

Mobil: Johannes-Michael Bönecke springt im Kirchenkreis immer dort ein, wo gerade eine Pfarrstelle vakant ist. 
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Kirchenkreis Salzwedel: Johannes-Michael Bönecke ist Pfarrer für Vertretungsdienste
Von Doreen Jonas

Viel Land, wenig Menschen, kaum Städte, dafür aber fast in jedem Dorf eine Kirche – dabei hat der Kirchenkreis Salzwedel mit etwa 25 Prozent für sachsen-anhaltische Verhältnisse eine recht hohe Dichte an evangelischen Christen. Wegen des demographischen Wandels auch hier mit rückläufiger Tendenz. Doch nun werden auch die Pfarrer knapp – und Neuzugänge sind kaum zu finden.
Insgesamt vier Stellen hatte der Kirchenkreis jüngst ausgeschrieben – zwei Pfarrer, zwei ordinierte Gemeindepädagogen. Und weil in immer mehr Gemeinden Pfarrer fehlen – sei es durch Vakanz oder Krankheit – gibt es dort seit vorigem Sommer die Kreispfarrstelle für Vertretungsdienste. Etwas, was Superintendent Matthias Heinrich zunächst überhaupt nicht wollte. Doch die Not sei einfach zu groß. Wenn Stellen nicht besetzt werden, könnten bestimmte Arbeiten einfach nicht mehr gemacht werden. Es sei schwer, für eine Amtshandlung wie eine Beerdigung eine Vertretung zu bekommen. Dann muss man erst eine Weile telefonieren, bis man jemanden hat. »Weil die Nachbarn alle so große Stellen haben, dass sie die freien Gebiete nicht mehr mit vertreten können«, erklärt Heinrich. In der Altmark gehören im Schnitt
20 Dörfer zu einer Pfarrstelle. Der Superintendent hatte zunächst Befürchtungen, ein Vertretungspfarrer wäre nicht ausgelastet. Doch das, sagt er, sei derzeit mitnichten der Fall – eher im Gegenteil.
Das kann Johannes-Michael Bönecke nur bestätigen. Gottesdienste, Hochzeiten, Seelsorge, Beerdigungen – er sei immer dort, wo »es brennt« und eben kein anderer Pfarrer da ist. Deshalb bezeichnet er sich schmunzelnd auch als »Feuerwehrpfarrer«. Wo Stellen vakant sind, springt er als Vertretungspfarrer ein. Bönecke: »Die Gemeinden kriegen meine Nummer und wissen, dass sie mich anrufen können.« Das heißt schon mal morgens 50 Kilometer Richtung Westen zum Religionsunterricht und nachmittags 50 Kilometer gen Osten zur Seelsorge. Das Navi braucht Bönecke dabei kaum, mit der Altmark ist er vertraut.
Er war lange Pfarrer in Klötze, bis er sich voriges Jahr auf die Stelle des »Vertretungspfarrers« beworben hat. »Das passt so was von für mich«, sagt er begeistert. Natürlich könne er nicht fünf Pfarrer ersetzen. Aber wenn er in den Gemeinden sei, spüre er die Freude darüber, dass da jemand ist, den man ansprechen kann, dass es wieder einen Gottesdienst gibt. »Die sind dann oft mit vollem Haus, das macht es mir leichter«, sagt der Vertretungspfarrer.
Um die Aufgabe der Vertretung zwischen den Gemeinden hinzubekommen bedarf es einer guten Selbstorganisation, Disziplin und einer festen Struktur. Und, fügt Bönecke hinzu, »natürlich auch Kirchenälteste in den Dörfern, auf die man sich verlassen kann.«
Seine Stelle als »Vertretungspfarrer« ist zunächst auf drei Jahre befristet, allerdings ist für ihn jetzt schon klar: Gebraucht werden wird sie wohl noch länger.

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Online-Redaktion

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