Wort zur Woche
Vorbereitet sein oder warum die Straße geräumt wurde

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Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.
Jesaja 40, Verse 3.10

Neulich früh morgens war etwas anders in der Straße, die zum Rathaus hinabführt. Für gewöhnlich stehen an den Rändern der Einbahnstraße zu jeder Tages- und Nachtzeit parkende Autos. Eine winzige Kleinigkeit war an diesem Tag jedoch anders: Auf dem Fußweg standen kleine bunte Schilder. Da-#%rauf stand in Großbuchstaben: „Er kommt“. Darunter das Bild eines Tannenbaumes.

Die Ankündigung dieses besonderen Baumes war verbunden mit der Aufforderung, die Straßenränder von Autos freizuhalten. Parken verboten – das sichert hier eine gute Ankunft des Baumes, der in der Adventszeit den Rathausplatz erleuchten wird. Am Nachmittag dann war die Straße frei von allen parkenden Autos. Ein befremdlicher Anblick. Kein Gedränge und Gewusel. Keine Menschen in der Straße. Eine ungewöhnliche Stille. Und auf dem Rathausplatz stand er schon: das angekündigte Objekt. Der Baum, der die kommenden Wochen zu einer besonderen Zeit machen soll.

Wenn ich Besuch erwarte, dann sperre ich für gewöhnlich keine Straße. Ich räume höchstens etwas meine Wohnung auf, putze hier und da, je nachdem, wer sich angekündigt hat. Manchmal backe ich Kuchen. Und meistens erwarte ich freudig aufgeregt die gemeinsame Zeit mit meinem Besuch. Ein Besuch macht meinen Alltag zu einer besonderen Zeit. Besuch entführt mich aus meinem Alltag. Ich höre Geschichten von draußen, kann von mir erzählen. Und ich kann Zeit teilen. Jeder Besuch – so anstrengend er auch sein mag – bringt Farbe in mein Alltagsgrau.

Das ist es, was ich an Besuchen so mag und an der Adventszeit. In den vier Wochen vor dem Fest bereite ich mich vor wie auf einen angekündigten Besuch. Mit allem, was dazu gehört für mich. Vielleicht die Fenster putzen. Auf jeden Fall Plätzchen backen für die Kinder. Und Geschichten lesen. Und in diesem Jahr besonders viele Lichter und Kerzen aufstellen, damit es hell wird in diesen trüb-grauen, manchmal auch beängstigenden, Tagen. Auf dass sich die Besuchs-Vorfreude einstellen kann.

Kathrin Käss, Pfarrerin im Kirchspiel Querfurt

Kathrin Käss, Pfarrerin im Kirchspiel Querfurt | Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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