Das Ende des Fernsehens – Altäre der Moderne

Licht-Bild-Fenster von Michael Hoepfel: »Der Gärtner von Eden« ist bis 22. September in der »galerie ada« in Meiningen zu sehen. | Foto: Ralf-Michael Seele
  • Licht-Bild-Fenster von Michael Hoepfel: »Der Gärtner von Eden« ist bis 22. September in der »galerie ada« in Meiningen zu sehen.
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Räume in Verwandlung: Städtische galerie ada Meiningen auf Reformationskurs

Von Ralf-Michael Seele

Wer hat schon einmal mit den Kanälen seines Fernsehers gespielt, die bekannten Sendeformate akustisch zum Tanzen, zum Singen oder zum Stottern gebracht? Dies ermöglichen die Spiel-Angebote im Teil 2 »The End of TV – Altäre der Moderne« der sich wandelnden Ausstellung »RE:::FORMATION – jetzt hier …« in der Städtischen galerie ada Meiningen.
Zwei ada-Räume aus dem ersten Ausstellungsteil »Künstlerische Existenz als Selbstschöpfung« verwandeln sich fließend in den Teil II: Aus dem ehemals dunklen Raum 4 »Religio – Von Angesicht zu Angesicht« erzeugt die Malerin Elke Daemmrich mit Fotografien, Gemälden, Austernschalen und Videosequenzen eine lichterfüll-
te Anmutung der Atmosphäre ihres Lebensortes an der französischen Mittelmeerküste, wo sie derzeit ihr Atelier-Haus in ein Gesamtkunstwerk verwandelt. Mehrere kreuzartige Raum-Installationen, unter anderem mit Fotografien von Wegekreuzen aus Südfrankreich, erinnern an das Ursymbol christlicher Kulturlandschaften.
Auch die Rauminstallation »Primo Tempore« von Michael Hoepfel öffnet sich mit drei Licht-Bild-Fenstern »Der Gärtner von Eden« nunmehr dem Sonnenlicht. Diese schmücken in einer
eigens entwickelten Technik zugleich die Fassade der galerie ada.
Die Fenstergestaltungen entstehen im Zusammenhang mit Hoepfels langjährigem Projekt »Primo Tempore«, bei dem computererzeugte »Ikonen« mittelalterliche Darstellungsweisen und Elemente christlicher Bildsprache zur strukturellen Darstellung der modernen Informationsgesellschaft verwenden.
In den Räumen 1 und 2 erleben die Besucher eine Re-Modellierung des Übergangs von der Epoche der Tele-Visionen zum Internetzeitalter. Das markanteste Merkmal dieser digital-medialen »Neuzeit« ist ein Wechsel von der zentral vertikalen Sender-Empfänger-Dualität zur individualisierten wie globalisierten Horizontal-Kommunität: Die Installation »The End of TV« von Klaus Nicolai »spaltet« das Fern-Seh-Medium in seine beiden grundlegenden Bestandteile Licht und Klang. Sie verbindet den Klang mit der Bewegung der Besucher im Raum. Die »Sendungen« bewegen sich nicht mehr nur auf die Ereignisse zu, sondern umgekehrt: Die Ereignisse finden zunehmend unter der Option des Gesendet-Werdens statt! Raum 1 lädt zum Meditieren ein. Gregorianische Gesänge durchfluten den Raum. Hin und wieder sorgen Geräusche für Irritationen, die aus einem Flügel dringen, der mitten im Raum als dunkle Masse eine offene Projektionsfläche bietet. Den Raum umhüllen Plastikfolien, hinter denen das Licht von sieben Fernsehgeräten flackert. Wer fernsieht, schaut immer in das Licht. Doch lenken die unendlichen Bildgeschichten von dieser grundsätzlichen Wahrnehmung ab.
Das im Raum 5 platzierte Luft-Rad von Justus Ehras vollzieht auf ironische Weise ein Salto mortale durch die Geschichte menschlicher Von-sich-Fortbewegung zur leibhaftigen Präsenz im Hier und Jetzt: Das Treten auf dem Rad-Trainer wird im interaktiven Monitor zur virtuell-illusionären Fahrt. Bei entsprechender Tretgeschwindigkeit scheint der Besucher den Boden in Richtung Himmel zu verlassen …
So laden diese teilweise interaktiven Rauminstallationen ein, sich an den von Künstlern und Kuratoren schon seit Wochen intensiv gelebten Kommunikationsprozessen über Grundfragen des Lebens, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und kulturelle Potenziale zu beteiligen.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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