Entwicklungshilfe und Kultur

Mission mit der Druckerpresse: Schüler erproben das vor über 300 Jahren nach Indien gebrachte Gerät. | Foto: Rekha Vijayashankar/Franckesche Stiftungen
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  • Mission mit der Druckerpresse: Schüler erproben das vor über 300 Jahren nach Indien gebrachte Gerät.
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Im südindischen Tranquebar gibt es ein Museum, das auf die erste protestantische Mission weltweit zurückgeht und viel mit den Franckeschen Stiftungen in Halle zu tun hat

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Von Claudia Crodel

Die Gedenkstätte ist seit Juli 2017 geöffnet und hat seitdem über 2.000 Besucher gezählt, darunter auch Schülergruppen aus umliegenden Schulen.
Die Ausstellung blickt auf eine über 300-jährige Geschichte zurück: 1706 bauten Missionare um Bartholomäus Ziegenbalg, die bei August Hermann Francke ausgebildet worden waren, auf Geheiß des dänischen Königs im Küstenort Tranquebar eine Missionsstation auf. Sie brachten nicht einfach die europäische Kultur nach Indien, um diese den Einheimischen aufzuzwingen, sondern gründeten in Südindien Waisenanstalten und die ersten Schulen für Jungen und Mädchen. Die Missionare erlernten die Landessprachen und verbreiteten in ganz Indien das Druckereiwesen. Das wurde dadurch
ermöglicht, weil Francke 1712 veranlasst hatte, eine komplette Druckereiausrüstung nach Tranquebar zu schicken, wo übrigens auch Bibeln in tamilischer Sprache gedruckt wurden.
Die Missionare dokumentierten zugleich ihre neue Lebenswelt, vom Klima über Flora und Fauna bis hin zur Landeskultur, den religiösen Gegebenheiten und den südindischen Heilmethoden. Dieses Wissen brachten sie zurück nach Halle, wo es in den Unterricht an Franckes Schulen einfloss. »Der Arzt des Waisenhauses probierte beispielsweise an seinen Patienten die überlieferten Heilmethoden aus«, erzählt Prof. Thomas Müller-Bahlke, der Direktor der Franckeschen Stiftungen, in einem Pressegespräch.
Als sich 2006 die Gründung der Dänisch-Halleschen Mission zum 300. Mal jährte, schickten die Stiftungen eine Ausstellung nach Tranquebar. Allerdings fehlte es dort an einem geeigneten Ausstellungsdomizil. Auf Initiative von Müller-Bahlke und in Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort, aber auch den evangelisch-lutherischen Missionswerken in Niedersachsen und Leipzig sowie dem Auswärtigen Amt wurde ein Museumsbau in Angriff genommen. Über die Missionswerke sei es gelungen, die an den Franckeschen Stiftungen ausgebildete Jasmin Eppert als Museumsleiterin nach Tranquebar zu entsenden. »Es ist die erste Entwicklungshelfer-Stelle, die für kulturelle Zwecke bewilligt wurde«, berichtete stolz der Direktor.
Das einstige Missionshaus von Ziegenbalg wurde saniert und verfügt jetzt über fünf Museumsräume. In ihnen gibt es Einblicke in die Arbeit der Dänisch-Halleschen Mission, das von Francke geprägte Bildungssystem und die damalige Druckereitechnik samt Druckvorlagen. Es ist zu erfahren, wie die wissenschaftlichen Aufzeichnungen nach Europa gelangten und das Museumsprojekt entstand.
Es gehe dabei weniger um das Präsentieren hochwertiger Einzelexemplare, sondern um das frühe Beispiel eines gelungenen interkulturellen Kulturaustausches und ein Stück gemeinsamer Geschichte, die auch kritisch betrachtet werde, betonte Müller-Bahlke. Deshalb sei es auch kein Museum nur für die christliche Community, sondern für breite Zielgruppen, einschließlich Touristen aus aller Welt.
Der Direktor weilte Ende Januar in Tranquebar, um dort weitere Partner für das Projekt zu begeistern. In dem Museum soll es künftig ein regelmäßiges Kultur- und Bildungsangebot geben. Auch will man weitere Gebäude der einstigen Missionsstation dafür ausbauen. Im Fokus stehe immer der Austausch. Ein Beispiel dafür läuft bereits: Edwinson William aus Indien und David Dobschütz aus Halle sind zurzeit im Rahmen von Freiwilligendiensten für ein Jahr im jeweils anderen Land.

www.francke-halle.de

Mission mit der Druckerpresse: Schüler erproben das vor über 300 Jahren nach Indien gebrachte Gerät. | Foto: Rekha Vijayashankar/Franckesche Stiftungen
Das Ziegenbalghaus | Foto: Rekha Vijayashankar/Franckesche Stiftungen
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Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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