Aufbruch und Erneuerung

Mitgliederversammlung des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes

Von Benjamin Lassiwe

Den Landeskirchlichen Gemeinschaften droht ein Nachwuchsmangel, denn immer weniger Schulabgänger wollen Gemeinschaftsprediger werden. »Eine abnehmende Attraktivität des Berufs« beklagte der Generalsekretär des Gnadauer Gemeinschaftsverbands, Frank Spatz, am 10. Februar vor der in Woltersdorf (Kreis Oder-Spree) tagenden Gnadauer Mitgliederversammlung. Schon heute seien viele Stellen in den insgesamt 37 Gemeinschaftsverbänden unbesetzt.
Im Zentrum der diesjährigen Mitgliederversammlung stand indes ein theologisches Grundsatzreferat des Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Michael Diener, der auch Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Es behandelte das Verhältnis von »Gesetz und Evangelium«. »Diese Fragen sind auch heute kirchlich und gemeindlich relevant«, sagte Diener. »Die Frage nach Gesetz und Evangelium lässt sich nicht von der Frage der Rechtfertigung aus Gnade, von der Frage der Werkgerechtigkeit oder von der Frage, welche Rolle die Heiligung im Leben eines Menschen spielt, trennen.« Es gehe immer um die heutige Bedeutung des Wortes Gottes. »Wir müssen uns immer fragen, was die Gebote Gottes heute in unserer Kultur und unserem Kontext bedeuten, und wie wir damit umgehen«, sagte Diener. »Nehmen wir als Gemeinschaftsbewegung die sozialen Fragen, die Fragen von Armut und Reichtum wahr, und wie gehen wir damit um?«
Im Jahr 2017 wird sich der Gnadauer Gemeinschaftsverband unter anderem auf der »Weltausstellung des Protestantismus« in Wittenberg präsentieren. Beim Deutschen Evangelischen Kirchentag wird es auch in diesem Jahr einen pietistisch geprägten »Christustag« geben. Zudem arbeitet der Verband weiter an seinem Erneuerungsprozess. Zu diesem Zweck wurde ein eigener Referent für die Neugründung und Wiederbelebung von Gemeinschaften, Oliver Ahlfeld, eingestellt. Nach seinen Angaben gebe es bundesweit 30 Modell-Gemeinschaften, in denen der Erneuerungsprozess besonders gefördert werde. Bei ihnen handele es sich um Gruppen, die bereit seien, unter Berücksichtigung eigener Stärken und des besonderen Kontextes ihrer Gemeinden neue Projekte zu wagen. So würden manche Gemeinschaften mit einer Musikschularbeit beginnen, und in Oldenburg fänden sogar Gottesdienste und eine Gemeindegründungsarbeit in einem Tattoo-Studio statt, weil der selbst tätowierte Gemeinschaftsprediger und eine Tätowiererin gemerkt hätten, dass viele Kunden dieser Einrichtung große Glaubensfragen hätten.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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