Wochenspruch
Wo der Grenzzaun kein Hindernis ist
- Foto: epd-bild/Heike Lyding
- hochgeladen von Online-Redaktion
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger
der Heiligen und Gottes Hausgenossen.
Epheser 2, Vers 19
Nein, die meisten von uns sind Gott sei Dank keine Heimatlosen oder gar „aliens“, wie es im Englischen heißt. Doch wie viele Menschen auf unserer Erde mögen sich im Augenblick genau so fühlen? Hineingeworfen in eine Welt, die keinerlei Heimstatt bietet. Die Zweideutigkeit des Spruches aus dem Epheserbrief zwischen geistlichem und politischen Sinn klingt von Beginn an mit. „Nation“ und „Kirche“ sind die nicht weniger schwierigen Begriffe zurückliegender Epochen. Wer ist ein echter „Bürger“ und wer hat nur eine Aufenthaltsberechtigung? Welche Voraussetzungen sind an die volle Bürgerschaft geknüpft? Alle diese Fragen sind wieder hochaktuell und spalten nicht selten die politischen Lager. „Verschleudern“ wir gar unsere Staatsbürgerschaft? Machen wir es Bewerbern zu leicht? Sollte man nicht eine klare Entscheidung fordern, statt mehrere Pässe zuzulassen?
Den uns vertrauten Nationalstaat mit weitgehend homogener ethnischer Bevölkerung hat es selbst über Jahrhunderte moderner Geschichte nie gegeben. Er ist ein Mythos, dem man gerade in Deutschland mit den abgründigsten Absichten anhing.
Im Epheserbrief aber geht es um Verheißung und Heil für das Gottesvolk. Gibt es eine „natürliche Staatsbürgerschaft“ im Reich Gottes? Das Evangelium lässt keinen Zweifel daran. Doch gleichzeitig löst es alle Gewissheiten auf und fordert von jedem Einzelnen eine persönliche Entscheidung: Du bist eingeladen – willst du die Einladung annehmen? Jesus Christus hat den Grenzzaun abgerissen, der zwischen uns Menschen war. Nicht unser Blut macht uns zu Bürgern seines Reiches, sondern sein Blut! Faule Ausreden und fadenscheinige Entschuldigungen zählen nun nicht mehr. Es gibt nur eine Voraussetzung für diese Staatsbürgerschaft: ein Bekenntnis. „Denn wer mit dem Herzen glaubt, wird gerecht; und wer mit dem Munde bekennt, wird selig.“ (Römer 10, Vers 10)
Sven Baier, Kreisoberpfarrer aus Bernburg
Autor:Online-Redaktion |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.