Muss sich eine Kirchengemeinde mit Öffentlichkeitsarbeit beschäftigen?

Foto: D. Gebhard
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Und hat man dafür überhaupt die Kraft, zumal gerade eine längere Vakanzzeit bevorstand?
Dass der letzte GKR der Kirchengemeinde Bad Liebenwerda diese Fragen gleich zu Beginn seiner Wahlperiode bejahte und neben Bau- und Finanzausschuss auch einen Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit gründete, lag die Überlegung zugrunde, dass auch in Bad Liebenwerda der Anteil der Kirchenmitglieder gering ist und viele Menschen kaum noch mit Kirche, Christentum und Glauben in Berührung kommen. Ein wichtiges Anliegen des Ausschusses war es daher, zu überlegen, wie für kirchenferne Menschen Hemmschwellen abgebaut werden können.
Der Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit bestand bis zur Neuwahl des GKR aus den beiden Gemeindeältesten Dr. Michael Kreher und Dirk Gebhard, den in verschiedenen Gemeindegruppen aktiven Erika Prinz und Kerstin Schultze, der hauptamtlichen Kantorin Dorothea Voigt und, nachdem die Pfarrstelle 2017 wieder besetzt war, Pfarrer Torben Linke.
Ständiges Thema war der Gemeindebrief. In der Vergangenheit war dieser in fast alleiniger Verantwortung des damaligen Pfarrers erstellt worden. Als dieser die Gemeinde verließ, hatte Dirk Gebhard von ihm die Redaktion übernommen. Nach und nach wurde das Erscheinungsbild des Gemeindebriefes modernisiert und auch der Inhalt thematisch ausgeweitet. So gehören mittlerweile Hinweise zu Veranstaltungen benachbarter Gemeinden und des Klosters Mühlberg zum regelmäßigen Inhalt. Einen besonderen Schub erhielt der Gemeindebrief Anfang 2019 mit der Umstellung auf das Redaktionsportal der Landeskirche, wodurch die Arbeit nicht nur vereinfacht wurde, sondern auch das Design grundlegend überarbeitet worden ist.
Während die Kirchengemeinde schon seit längerem über einen eigenen Internetauftritt verfügte, ist man seit einiger Zeit auf Facebook aktiv . Dirk Gebhard, der die Facebookseite als Administrator betreut, bedauert allerdings, dass aus Zeitgründen das Potential der sozialer Medien noch nicht ausgeschöpft werden kann. Wie dies noch besser gelingt, wird in der neuen Wahlperiode Thema sein.
Von besonderer Bedeutung war dem Öffentlichkeitausschuss die Frage, wie sich die Gemeinde stärker ihrem Umfeld öffnet. Folgerichtig folgte die Kirchengemeinde nach kurzen, wenn auch intensiven Überlegungen dem Aufruf der damaligen Landesbischöfin Ilse Junkermann zur Schaffung offener Kirchen. Da die Kirche täglich geöffnet werden sollte, aber keine Möglichkeit besteht, die ständige Anwesenheit einer Aufsichtsperson sicherzustellen, musste ein besonderes Augenmerk auf den Schutz der Kircheneinrichtung vor Diebstahl und Vandalismus gerichtet werden. Nach nunmehr 2 Jahren zieht die Kirchengemeinde ein rundum positives Resümee. Jeden Abend zeigen abgebrannte Kerzen davon, dass die offene Kirche nicht nur zur Besichtigung, sondern gerade auch zu Gebet und Besinnung aufgesucht wird. Diebstahl oder Vandalismusprobleme sind in der gesamten Zeit nicht aufgetreten.
An der Kirchenfassade werben zwei Banner für die regelmäßigen Konzertveranstaltungen und die offene Kirche, die sich allerdings derzeit im Umbau zu einem barrierefreien Gotteshaus befindet.
Wer fern von Bad Liebenwerda weilt, braucht auf das betraute Geläut nicht verzichten, sondern kann es über YouTube jederzeit und überall hören. Unabhängig von der Zeit ist das auch direkt vor der Kirchentür möglich, schmunzelt Dr. Kreher. Obwohl Bad Liebenwerda zu den wenigen Kirchengemeinden der EKM auf Brandenburger Territorium gehört, hat er Verbindung zur EKBO aufgenommen, so dass die Kirchengemeinde über deren Förderprogramm einen öffentlichen Hotspot - bis heute den einzigen in der Stadt - anbietet. Dieser wird besonders gern von den Kurgästen genutzt. Über dieses Angebot hat sogar der RBB berichtet.
2015 konnte das grundlegend sanierte und erweiterte Gemeindezentrum eingeweiht werden. Dies wird seitdem gut durch die diversen Gemeindegruppen genutzt. Es wird aber auch oft für öffentliche Veranstaltungen und private Feiern vermietet. Diese externen Nutzungen tragen nicht nur zur Refinanzierung bei, sondern führen auch Personen, die sonst keinen Kontakt mit der Kirche haben, über die Schwelle.
Eine selbstkritische Betrachtung des Gemeindezentums brachte den Ausschuss die Erkenntnis, dass das wunderbar sanierte Haus in seiner Einrichtung zu wenig als christliches, der Welt zugewandtes Haus erkennbar war. Mit verschiedenen gestalterischen Elementen konnte dies verbessert werden.
Dr. Kreher hat sich zwar aufgrund beruflicher und familiärer Zwänge mit der Neuwahl aus dem Gemeindekirchenrat zurückgezogen. Dem Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit will er aber weiterhin, wenn auch nicht mehr als Leiter, angehören. Aus seiner Sicht gibt es noch viel zu tun: "Neben einer intensiveren Betreuung der sozialen Medien müssen wir auch überlegen, wie wir in den Printmedien noch intensiver nicht nur für unsere Konzerte und sonstigen Veranstaltungen werben, sondern auch für besondere Gottesdienste und nicht zuletzt auch im Nachhinein darüber berichten."
Wenn der Umbau der barrierefreien Kirche im nächsten Jahr abgeschlossen ist, wird sie selbstverständlich auch wieder täglich geöffnet sein. Und der Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit wird nachdenken, in welcher Form im offenen Gotteshaus die kirchlichen Anliegen dargestellt werden.

Bilder: Entwicklung des Gemeindebriefes, Gebet an der Küchenwand des Gemeindezentrums, Kreuz aus Korkeiche im Seminarraum des Gemeindezentrums

Autor:

Gemeindebrief Bad Liebenwerda

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