Zugang mit Hindernissen

Die Kirche von Cabarz im Thüringer Wald | Foto: Kirchengemeinde
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Offene Kirchen: Wenn die Suche nach dem Kirchenschlüssel zur Odyssee wird

Von Diana Steinbauer

Die Klinke gedrückt, aber die Tür gibt nicht nach. Das ist immer noch die Realität vor mitteldeutschen Kirchentüren. Nicht hineinkönnen, ausgesperrt sein, dieses Gefühl begleitet Gabriele Schwarz seit Juni dieses Jahres bis heute. Sie lebt in Lützen im Kirchenkreis Merseburg, war aber zuvor mehr als 30 Jahre in Eisenach zu Hause.
Gern besucht sie die Thüringer Heimat, trifft sich mit ehemaligen Klassenkameraden. Wie auch im Juni. Sie waren im Thüringer Wald unterwegs, gemeinsam wollten sie die historische Kirche von Cabarz, einem Ortsteil von Bad Tabarz, besuchen. Doch die Besichtigung wurde ihnen, laut Frau Schwarz, durch den dortigen Pfarrer verwehrt. Sie seien keine christliche Pilgergruppe und auch nicht alle Kirchenmitglieder, sei die Begründung gewesen. Pfarrer Kai-Philipp Kunze will das so nicht stehen lassen. Er habe mit Frau Schwarz nie gesprochen, doch ein Herr (ein ehemaliger Schulkamerad von Frau Schwarz, Anm. d. Red.) hätte in einem eher groben Ton angefragt und Kunze habe aufgrund von Terminschwierigkeiten leider absagen müssen. Dann habe ein Wort das andere gegeben. Alles Missverständnisse, die bei den Beteiligten jedoch noch nachwirken.
Wie sich das alles ergeben hat, kann heute nicht mehr vollständig geklärt werden. Der Fall zeigt jedoch, dass es in einigen Regionen der EKM auch im Reformationsjubiläumsjahr immer noch schwer zu sein scheint, in eine verschlossene Kirche zu kommen. Pfarrer Kunze betont, man halte die Kirche in den Sommermonaten drei Tage pro Woche offen. Großen Zuspruch hätte dies aber bisher nicht erfahren. Der Seelsorger macht deutlich, dass eine Besichtigung der Kirche möglich sei. Besucher müssten aber flexibel sein.
»Wir halten die Kirchen offen, aber nicht unbeaufsichtigt«, erläutert der Superintendent des Kirchenkreises Waltershausen-Ohrdruf, Wolfram Kummer. Denn man habe in den Kirchen der Umgebung schon hässliche und übelriechende Erfahrungen gemacht.
In Dorfkirchen, wo die Identifikation der Bewohner mit der Kirche groß sei, klappe die Öffnung der Kirchen gut. Anderswo hätten sich Kirchenälteste dafür entschieden, gar nicht oder nur an bestimmten Tagen zu öffnen. Die Sorge für die Kirche liege bei den Gemeindemitgliedern, betont Superintendent Kummer. Ihre Anstrengungen müsse man würdigen und die Kraft, die das Engagement fordere. Das gehe nur behutsam. Und, man müsse die ernst nehmen, die die Last der Verantwortung und der Logistik einer offenen Kirche tragen. Das könnten dann auch immer nur individuelle Lösungen sein.
Der Besuchergruppe um Gabriele Schwarz gelang es dann doch noch, die Kirche von Cabarz zu besuchen. Eine Mitarbeiterin des Heimatmuseums Tabarz vermittelte den Kontakt zu einem Kirchenältesten, der den Besuchern die Besichtigung letztlich ermöglichte. Trotz des guten Ausgangs der Geschichte zeigt das Beispiel Cabarz, dass es mitunter einiger Anstrengungen bedarf, um Einlass zu finden. Und der Fall offenbart die Schwierigkeiten und Hinderungsgründe für eine Öffnung.

Autor:

Adrienne Uebbing

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