Mechterstädt: 35-Jährige wird Diakonin und leitet den Wohnverbund
Über die Arbeit zum Glauben gefunden

Sandra Willner | Foto: Diakonie Gotha

Der Bodelschwingh-Hof Mechterstädt hat eine Diakonin mehr in seinen Reihen. Sandra Willner ist im Mai während eines bewegenden Gottesdienstes eingesegnet worden. Dabei war ihr Weg zur Diakonin keineswegs geradlinig.
Die 35-Jährige war mit 18 aus der Kirche ausgetreten und viele Jahre konfessionslos unterwegs. „Ich habe mich in der Kirche nicht mehr wohlgefühlt. Alles war so moralbehaftet, voll von Schuld und Sühne.“ Sandra Willner ist in der Tradition der polnischen römisch-katholischen Kirche groß geworden. Sie ist in Polen geboren. Kurz nachdem der Vater nach Deutschland zum Studium gegangen war, hatte er seine Familie nachgeholt. So wuchs Sandra Willner in Hannover auf. „Gott war für mich eine angsteinflößende Person.“ Trotz Rebellion und Kirchenaustritt hatte die heutige Gothaerin ihren Glauben an Gott jedoch nicht verloren.
2011 fing sie an, für die Diakonie zuerst in Eisenach und dann ab 2013 in der Diakonie für den Landkreis Gotha zu arbeiten. Dabei kam sie zum ersten Mal näher mit dem evangelischen Glauben in Kontakt. Sie entdeckte dort eine größere Toleranz und einen liebevollen Gott. Es gab viele Gespräche mit einem Diakon im Ruhestand. Dieser Kontakt war sehr wesentlich, und langsam reifte die Entscheidung, der Kirche wieder beizutreten – aber der evangelischen Kirche.
Sie spürte bei ihrer Arbeit als Bereichsleiterin für den Wohnverbund Bad Tabarz, dass es für eine Führungskraft auch dazu gehört, an sich selbst zu arbeiten. 2016 entschied sie sich für die zweijährige Ausbildung zur Diakonin. Sie wollte mehr Handwerkszeug in Sachen Seelsorge für Klienten und Angehörige oder für die Aussegnung von Gestorbenen erwerben.
Sie wollte mehr für den Umgang mit Mitarbeitern, Klienten und Angehörigen wissen. „Heute spreche ich vor jedem Personalgespräch ein kleines Gebet. Das gibt mir das Gefühl, nicht allein zu sein.“
Das geistliche Leben im Unternehmen liegt ihr am Herzen. „Wo Diakonie drauf steht, sollte auch Diakonie drin sein“, ist sie überzeugt. Sie möchte etwas gegen die Entfremdung von der Kirche und die entsprechenden Kirchenaustritte setzen. „Selbstverwirklichung steht so im Vordergrund. Das kann nicht gut sein und führt zu größerer Vereinsamung. Wir brauchen mehr gemeinsame Erlebnisse, damit wieder Gemeinschaft entstehen kann.“
Für Sandra Willner hat sich das Bild von Gott zu einem Bild vom liebenden Vater gewandelt. „Ich bin zuversichtlich, dass wir von Gott geliebt sind, vor jedem Tun und trotz aller Schuld.“ Die Einsegnung zur Diakonin war für sie ein magischer Moment. Voller Freude schaute sie auf die vielen Gäste: die Geschäftsführerin Andrea Schwalbe, ihr Lebensgefährte, viele Mitarbeiter und Klienten. „Es war außergewöhnlich und sehr bewegend.“
(red) 

Autor:

Online-Redaktion

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