Auch offen für Wanderer

Kirchenstraße: Verein rettet Gotteshäuser

Von Ruth Weinhold-Heße

Im Lutherjahr ziehen große Veranstaltungen in Städten die Aufmerksamkeit auf sich. Doch wandert oder radelt man aufmerksam von Riesa bis zur Lutherstadt Wittenberg, von Torgau bis nach Bitterfeld, liegen kleinere oder größere Dorfkirchen auf dem Weg. Viele bieten genauso Veranstaltungen im Zeichen des Reformationsgedenkens und nicht nur das: »Unser Hauptanliegen ist, dass die Dorfkirchen auf den Wegen dazwischen offen stehen für Besucher«, sagt Lysander Pötzsch, Vorsitzender des Vereins »Mitteldeutsche Kirchenstraße«.
Was 2001 als Rettung der Wörblitzer Dorfkirche begann, verbreitete sich in den letzten 16 Jahren vom nördlichsten Zipfel Sachsens weit nach Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie Brandenburg hinein, kirchgrenzübergreifend. Anliegen des Vereins ist nicht nur, kleine Kirchen vor der Verwahrlosung zu retten, weil die Mitglieder schwinden. »Wir ermutigen die Kirchengemeinden und Fördervereine zu einer Nutzungserweiterung wie Ausstellungen oder Konzerte«, erklärt Pötzsch. Meistens kommen die Anfragen von
Bürgern oder Gemeindegliedern, denen ihre Kirche wichtig ist, und die sie – oft unabhängig von ihrem Glauben – erhalten wollen. Der Verein berät und ermutigt dann die Aktiven vor Ort. Lysander Pötzsch telefoniert bisweilen auch, um einer Wandergruppe offene Kirchentüren zu garantieren. Dem 48-jährigen Werbegrafiker ist wichtig, dass die Kirchen gut beworben werden. »Da müssen wir als Verein auch noch weiter daran arbeiten.«
Bisher betreibt der Verein eine Homepage mit Karten zu »Entdeckungsgebieten« auf möglichen Pilgerrundwegen. Es gibt eine CD als Kirchenführer und im September wird ein Buch mit den inzwischen 154 Kirchen und 14 Routen in Wittenberg vorgestellt.

»An der Werbung müssen wir als Verein noch weiter arbeiten«

Zu den bekanntesten Kirchen der »Mittel­deutschen Kirchenstraße« zählt die erste Radfahrkirche in Weßnig bei Torgau. Gelegen am Elberadweg, nahmen sich die Mitstreiter die Autobahnkirchen zum Vorbild, erzählt Lysander Pötzsch, und versprachen Radfahrern Ruhe und Rast in der Kirche. Das Projekt machte deutschlandweit Schule.
Der Name »Mitteldeutsche Kirchenstraße« sei übrigens mehrdeutig zu verstehen. »Natürlich geht es dabei auch um die 14 Routen, die zum Teil an den Wegen ausgeschildert sind«, sagt Pötzsch. »Aber ich verstehe Straße auch als Sinnbild, als verbindendes Element zwischen Orten, Kirchengemeinden und Menschen.«
Und auch wenn im Lutherjahr keine Besucherstürme in den Dorfkirchen auf den Wegen zwischen den Reformationsstädten zu bemerken sind, so hofft der Vereinschef darauf, dass dem ein oder anderen auffällt, dass viele besondere Veranstaltungen in Kirchen nicht nur 2017 stattfinden, sondern immer. »Auch in den kleineren Kirchen gibt es viel Lebendigkeit.«
Ruth Weinhold-Heße

30. Juli, 16 Uhr, Radfahrkirche Weßnig: Fest des Rades. In der Torgauer Stadtkirche St. Marien, bis Oktober täglich (außer montags) von 10 bis 18 Uhr geöffnet, informiert zurzeit eine Schau über den Verein »Mitteldeutsche Kirchenstraße«.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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