Orgel der Ermlitzer Kirche wurde auf außergewöhnliche Weise gerettet
Nach 30 Jahren zurückgekehrt

Sie ist wieder da, die Orgel der Ermlitzer Kirche. Am Sonntag wurde sie in einem Festgottesdienst eingeweiht und ihre Rückkehr nach 30 Jahren gefeiert.
Von Claudia Crodel

»Wenn heute unsere Orgel in den Dienst genommen wird, dann reiht sich ihr Klang ein in den Klang des Volkes Gottes, der von Generation zu Generation weiter schwingt. Es ist der Klang des einen und doch vielstimmigen Gotteslobes«, sagte Pfarrerin Antje Böhme.
1801 von Johann Mauer errichtet und 1803 von Johann Krug vollendet, stand sie bis 1985 in der Kirche des kleinen Ortes Ermlitz (heute Kirchenkreis Merseburg). Ermlitz sollte laut der zu DDR-Zeiten aufgestellten Planung des Braunkohlebergbaus im Jahr 2012 dem Tagebau weichen und überbaggert werden. Deshalb wurde die Kirche bereits in den 1970er-Jahren aufgegeben. »Mitte der 1980er-Jahre fand Volker Bräutigam, Professor an der Kirchenmusikhochschule in Halle, bei einem seiner Spaziergänge in der Aue die völlig verwahrloste Mauerorgel in der ungenutzten Kirche«, erzählt Pfarrerin Böhme. Ihm ist es zu verdanken, dass die Orgel nicht weiter verrottete. Stattdessen erwarb die Gemeinde in Halle-Dölau das Instrument für 3 000 DDR-Mark. Die Wilhelmhavener Orgelbaufirma wurde mit dem Nachbau der fehlenden 196 Orgelpfeifen beauftragt. Die Umsetzung des Instruments von Ermlitz nach Dölau erledigte der Halberstädter Orgelbauer Reinhard Hüfken.
»Der Kauf und die Umsetzung erwies sich als Rettung des Instruments«, so Antje Böhme. In Dölau leistete sie trotz ihres für die kleine Kirche zu voluminösen Klangs hervorragende Dienste. Selbst internationale Künstler von Rang konzertierten an ihr.
Indes kam der Kohlebagger nicht bis Ermlitz, und mit Hilfe eines rührigen Förderkreises setzten die Ermlitzer von 1993 bis 2004 ihr Gotteshaus wieder instand. 2014 trug Professor Bräutigam an den Ermlitzer Gemeindekirchenrat die Idee heran, die Orgel zurückzuholen. »Nach erstem Zurückschrecken vor dem finanziellen Aufwand machten wir uns aber mutig daran, Förderanträge zu stellen und Spenden einzuwerben«, erinnert sich Pfarrerin Böhme.
»Die Dölauer gaben natürlich nicht ›Hurra!‹-schreiend die Orgel wieder«, sagt Eckart Warner, Pfarrer der Kirchengemeinde Dölau-Lieskau. Das Instrument war ihnen ans Herz gewachsen. Im März gab es ein letztes Orgelkonzert. Mit dem Geld des Rückkaufs und Fördermitteln und Spenden will man demnächst die Kirche sanieren und eine neue Orgel einbauen lassen.
Die Umsetzung von Dölau nach Ermlitz erledigte Orgelbauer Reinhard Hüfken. Restaurator Mark Malinowski sorgte dafür, dass ihr Gehäuse denkmalgerecht am neuen Standort angepasst wurde. Die Orgel war in Dölau regelmäßig gewartet worden und in einem guten Zustand.
Antje Böhme dankte Förderern wie dem Kirchenkreis Merseburg und der Landeskirche und den vielen Spendern, Firmen wie dem Chemieunternehmen Dow, aber auch den Menschen aus Ermlitz, Rübsen und Oberthau. »Zu den vielen Konzerten ließen sich selbst Menschen einladen, die selten eine Kirche betreten. Diese Unterstützung hat uns immer wieder ermutigt, weiterzumachen«, sagt die Pfarrerin.
In der Feierstunde am vergangenen Sonntag übernahm es übrigens Volker Bräutigam, die Orgel zum Klingen zu bringen. Auch einige Dölauer Gemeindemitglieder waren dabei.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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