Jesus: Eine Zumutung?

Lothar Scholz, Kreisoberpfarrer in Köthen | Foto: privat

Jesus sagt: »Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass
ein Reicher ins Reich Gottes komme!«
Markus 10, Verse 17 bis 27

Von Lothar Scholz

Das ist ja eine erschreckende Aussage, die wir hier von Jesus hören, denn natürlich möchten wir alle in den Himmel kommen; oder beschäftigt uns diese Frage überhaupt? Eigentlich haben wir doch viele andere Sorgen und Nöte. Da ist die Frage nach unserer Gegenwart, wie komme ich über die Runden. Wie steht es um meinen Arbeitsplatz? Werde ich mit meiner Rente einmal meinen Lebensabend bestreiten können? Gesundheit, Partnerschaft und Familie. Da sind viele Dinge die uns umtreiben und beschäftigen. Bleibt da noch Zeit, über den Himmel oder das Reich Gottes nachzudenken?
Wir wollen doch etwas vom Leben haben, nicht umsonst gelebt haben. Mancher möchte nur in Ruhe und Frieden leben. Und da kommt nun dieser Jesus und bringt die Menschen in Unruhe. Er wühlt sie innerlich auf und stellt gerade den Frommen, den Himmel, das Reich Gottes in Frage.
Man könnte jetzt sagen: Was nun? Rückt der Himmel, das Reich Gottes, in unerreichbare Ferne? Luther fragte sich ernsthaft, wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Er hat sich wirklich viele Gedanken gemacht. Er hat förmlich gelitten, bis er zu der Erkenntnis kam, dass das ja eigentlich allein durch den Glauben geschieht. Und mit diesem gelebten Glauben kann man auch die Gebote halten. Mancher wird jetzt vielleicht sagen, natürlich ist das so; andere erwidern: »Die Gebote kann niemand halten, das ist unmöglich.« In unserem Predigttext wird von einem Menschen gesprochen, der von sich sagte, dass er alle Gebote gehalten hat, und nun steht ihm doch auch ein Platz im Himmel zu. Am besten noch neben Jesus.
Und diesem in sich selbst verliebten und selbstgerechten jungen Mann sagt Jesus: »Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen.« Welche Zumutung für diesen Menschen. Seine ganze Sicherheit soll er aufgeben, das kann doch Jesus nicht wirklich wollen. Und dann heißt es im Text: Er »ging traurig davon«. Sind wir nicht auch wie die Jünger entsetzt? Ja, Jesus mutet seinen Jüngern etwas zu. Er sagt aber auch, warum, und macht deutlich, dass wir unser Herz an alles Mögliche hängen und für das Wesentliche nicht frei sind.
Jesus möchte uns befreien von jeder Bindung, die uns von dem Reich Gottes fernhält.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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