Anhaltische Landessynode
"Vertrauen auf Gottes Geleit"

Die Landessynode tagt in der Zerbster Kirche St. Trinitatis. | Foto: Johannes Killyen
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Die Evangelische Landeskirche Anhalts ist den bisherigen erheblichen Herausforderungen der Coronakrise verantwortungsbewusst und angemessen begegnet. Dies betonte der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig bei einer außerordentlichen Tagung der Landessynode am Freitag in Zerbst. Aufgrund der Corona-Pandemie war die für April geplante Frühjahrstagung des Kirchenparlaments ausgefallen.

Die Beratungen in der Zerbster Kirche St. Trinitatis haben Freitagmittag mit einer Andacht von Pfarrer Lutz-Michael Sylvester begonnen.

Überblick
Neben Diskussionen über die Folgen der Corona-Krise stehen unter anderem die Wahlen zum Landeskirchenrat auf der Tagesordnung. Zur Wiederwahl stellt sich für eine dritte Amtszeit Kirchenpräsident Liebig. Oberkirchenrätin und Bildungsdezernentin Ramona Eva Möbius, die ebenfalls Mitglied des Landeskirchenrates ist, kandidiert nicht für eine weitere Amtszeit. Nach der Vorstellung Liebigs als einziger Kandidat für das Amt des Kirchenpräsidenten am Freitag findet die Wahl am Samstagvormittag statt.

Corona-Situation
In seiner Eröffnungsrede rief der Präses des Landessynode, Christian Preissner, dazu auf, der Corona-Krise mit Umsicht und Vertrauen auf Gottes Geleit zu begegnen. „Das Weltgeschehen können wir nicht umschiffen“, sagte der Präses. „Aber, und das halte ich für das Besondere und so Entscheidende: Jesus Christus ruft uns immer wieder zu: Fürchtet euch nicht!“

Vor den Synodalen sagte Kirchenpräsident Liebig, mit der Coronakrise sei die Erfahrung verbunden gewesen, „dass wir Menschen zwar verantwortlich sind für den Verlauf unseres Lebens und Einfluss haben auf Lebenswege – jedoch sehr grundlegend unser Leben nicht in der eigenen Hand halten, sondern auf Gottes Geleit vertrauen.“

Liebig erinnerte an den Lockdown des öffentlichen Lebens ab Mitte März, der wichtige Teile des kirchlichen Lebens zum Erliegen gebracht habe. Zugleich, so Liebig, hätten haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende Wege gesucht und gefunden, um auch unter diesen Bedingungen die kirchliche Gemeinschaft zusammenzuhalten. Dazu gehörten analoge Angebote, nicht zuletzt von Posaunenchören, aber auch digitale Formate, etwa Videogottesdienste. Diese hätten viel Anklang gefunden. „Doch bei aller Zustimmung für einen Fortschritt von digitalen Angeboten bleibt meines Erachtens festzuhalten, dass Kirche wesentlich aus der analogen Begegnung lebt.“

Besonders schmerzhaft, so der Kirchenpräsident, sei gewesen, dass „zu Beginn in Heimen und Krankenhäusern Seelsorgebesuche und Sterbebegleitung entweder gar nicht oder nur unter größten Schwierigkeiten möglich waren“. Liebig trat zugleich Vorwürfen entgegen, die evangelische Kirche habe sich in diesem Bereich der Seelsorge ihrer Verantwortung entzogen. Aus dem Bereich der Evangelischen Grundschulen in Trägerschaft der Landeskirche berichtete Oberkirchenrätin Ramona Eva Möbius, hier seien gute und engagierte Lösungen für das Home Schooling gefunden worden. „Es war jedoch schwierig, Kinder mitzunehmen, die zu Hause nicht selbst lernen konnten.“

Die kürzlich erschienene neue Rundverfügung der Evangelischen Landeskirche Anhalts orientiert sich wie alle vorherigen Regelungen an der aktuellen Eindämmungsverordnung des Landes Sachsen-Anhalt. Zugleich stehe sie nicht länger unter dem Aspekt des Begrenzens und Verbietens, betonte der Kirchenpräsident, sondern mache vieles wieder möglich. „Vor allem im Blick dabei sind die Weihnachtsgottesdienste und andere wichtige Termine bis zum Ende des Jahres, aber auch Kreise und Musikensembles.“ Liebig dankte allen Mitarbeitenden in den Gemeinden, Diensten und Werken für ihr verantwortliches Handeln. „Es war und ist eine extreme Belastung, unter diesen sehr erschwerten Bedingungen kirchliches und diakonisches Leben zu gestalten.“

Finanzielle Folgen
Die finanziellen Folgen der Corona-Epidemie für die anhaltische Landeskirche, so Liebig, seien derzeit noch schwer abzusehen. Bedacht werden müssten auch die erheblichen Auswirkungen auf die westlichen Gliedkirchen, die über den innerkirchlichen Finanzausgleich auch die Kirche in Anhalt unterstützen. Finanzreferent Matthias Köhn wies darauf hin, dass endgültige Kirchensteuerzahlen erst zum Ende des Jahres, teilweise auch erst in mehreren Jahren vorlägen. Laut der aktuellen Entwicklung in Sachsen-Anhalt sei die von der Lohnsteuer erhobene Kirchensteuer mit Stand August annähernd gleich wie im Vorjahr geblieben. Bei der von der Einkommensteuer erhobenen Kirchensteuer gebe es derzeit einen Rückgang von knapp 10 Prozent, so Köhn.

Weitere Infos zum Haushalt 2020 der Evangelischen Landeskirche Anhalts 

Hintergrund
Die Landessynode ist mit dem Landeskirchenrat und der Kirchenleitung eines der drei Entscheidungsgremien der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Die Synode besteht aus 33 von den Ältesten der Kirchenkreise gewählten sowie sechs von der Kirchenleitung berufenen Synodalen und zwei Jugendsynodalen. Zwei Drittel der Synodalen sind Nichttheologen, ein Drittel Theologen. Die Landessynode kommt regelmäßig zwei Mal im Jahr zu Tagungen zusammen, dazwischen arbeiten die Synodalen in Ausschüssen. Die Evangelische Landeskirche Anhalts hat derzeit rund 29.770 Mitglieder.

Die Landessynode tagt in der Zerbster Kirche St. Trinitatis. | Foto: Johannes Killyen
Kirchenpräsident Joachim Liebig spricht vor der Landessynode. | Foto: Johannes Killyen
Autor:

Johannes Killyen

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