Recht auf Sonntagsruhe

Kommentar von Joachim Liebig

Mehr verkaufsoffene Sonntage, damit Einzelhändler gegenüber dem Internethandel weniger benachteiligt sind? Das mag einleuchtend klingen, ich kann der Idee jedoch nichts abgewinnen. Der Sonntag ist nach christlichem Verständnis der Ruhetag, den Gott selbst bei der Erschaffung der Welt eingelegt hat. Es ist der Tag, an dem Menschen in den Kirchengemeinden zusammenkommen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern und Gott zu loben. An diesem Tag soll die Arbeit ruhen.
Hinzu kommt: Auch viele Händler bezweifeln, dass eine erweiterte Öffnung am Sonntag ihnen mehr Umsatz bringen würde. Im Gegenteil: Sie befürchten einen stärkeren Verdrängungswettbewerb, von dem nur die großen Einkaufszentren auf der Grünen Wiese profitieren würden. Doch es gibt noch viele weitere Argumente für die Sonntagsruhe. Der Sonntag gibt der Woche und damit unserem Alltag, unserem Leben, Rhythmus. Er ist der Tag, an dem Familien und Freunde zusammen ihre Freizeit verbringen können.
Einkaufen ist zu einer Freizeitbeschäftigung geworden. Die Antwort darauf liegt aus kirchlicher Sicht jedoch nicht in erweiterten Öffnungszeiten an Sonntagen. Denn unter ihnen leiden im Gegenzug Hunderttausende von Menschen, die im Einzelhandel tätig sind. Den Konsum in den Mittelpunkt von Freizeitaktivitäten zu stellen grenzt zudem jene aus, die es sich gar nicht leisten können, die jeden Cent dreimal umdrehen müssen. Auch vor diesem Hintergrund können wir eine Erweiterung der Öffnungszeiten am Sonntag nicht befürworten. Im Gegenteil: Mehr Sonntagsschutz, als ihn die Gesetze derzeit bieten, wäre wünschenswert.

Der Autor ist Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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