Erinnerung
»Ich weiß schon jetzt, dass er mir fehlt«

Stiftungsdirektor Andreas Schindler (l.) gemeinsam mit Hans Henner Pfau und seiner Frau Sigrun 2017 beim 
150. Jubiläum der Kanzler von Pfau’schen Stiftung. | Foto: Kanzlerstiftung/Ralf Köbernick

Weggefährte Karl-Heinz Schmidt über den verstorbenen Stiftungsdirektor Andreas Schindler

Ich weiß nicht, wie oft wir zusammengesessen haben, weil einer von uns beiden ein paar Gedanken hatte, die noch nicht mal eine Idee waren, geschweige denn ein Projekt. Und dann haben wir losgeredet, einfach so ins Blaue hinein.
Einig waren wir uns in dem Ziel, die biblische Botschaft in unser heutiges Anhalt zu übertragen. Gerungen haben wir um die Inhalte; darum also, was Gottes Wort heute für uns ist und wie wir damit ganz konkret umgehen können.
Manchmal ist daraus etwas geworden, womit wir uns und andere dann auch beschäftigt haben: ein Kirchenkreisfest oder der Fortbestand des Eine-Welt-Ladens in Bernburg, ein Bauprojekt oder ein Diakoniegottesdienst, ein neuer Arbeitsbereich oder ein Thema für die Synode. Hin und wieder wurde es »gar nicht schlecht«, wie man hier in Anhalt sagt, wenn etwas gut wird.
Wir waren sehr verschieden. Wenn Andreas Schindler mit seiner Frau nach Leipzig gefahren ist, ging es in die Oper. Wenn ich dorthin gefahren bin, war es ein Konzert der »Toten Hosen«. Wenn ich beim dritten Bier war, hat er gerade das zweite Mineralwasser geordert. Wenn ich meinte, dass wir etwas nun ausreichend vorbereitet haben, ist er nochmal alles durchgegangen.
Wir standen uns nahe. Ich durfte seine Frau und ihn zur Silbernen Hochzeit einsegnen. Er war dabei, als meine Mutter zu Grabe getragen wurde.
Jetzt tragen wir ihn zu Grabe. Und ich weiß schon jetzt, dass er mir fehlt.

Der Autor ist ehemaliger Kreisoberpfarrer des Kirchenkreises Bernburg und ehemaliger Vorsitzender des Kuratoriums der Kanzler von Pfau’schen Stiftung.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion Evangelische Landeskirche Anhalts

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