Eine Aufgabe, die erdet

Neu im Amt: Christiane Patzer leitet den Hospizdienst Köthen

Von Sylke Hermann

»Niemand«, ist Christiane Patzer überzeugt, »muss in so schweren Lebenslagen alleine sein.« Am Bett des Sterbenden sitzen und dessen Hand halten, zuhören. Oder die Angehörigen entlasten, indem man ihnen ein wenig Zeit schenkt, um einmal durchatmen zu können. »Oftmals tut es ihnen schon gut zu wissen, da ist jemand, der mich unterstützt.« Christiane Patzer und ihre vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer vom ambulanten Hospizdienst der Kanzler von Pfau’schen Stiftung in Köthen tun genau das – sie unterstützen Sterbende und deren Angehörige in dieser Zeit.
Seit Mitte Januar hat sich für Christiane Patzer eine Menge verändert. Sie ist jetzt die hauptamtliche Koordinatorin der Hospizarbeit für Köthen und Umgebung. Ein Wechsel, der viele Umstellungen mit sich bringt. »Früher wurde ich von meiner Koordinatorin angerufen, heute rufe ich unsere Ehrenamtlichen an«, beschreibt sie die wichtigste Veränderung. Die 50-Jährige ist nun diejenige, die den Einsatz der mittlerweile 25 Helfer koordinieren muss. Sie sei dabei, sich in dieser neuen Rolle zurechtzufinden, berichtet sie.
Christiane Patzer, mit ihrer Familie in Merzien, einem Ortsteil von Köthen lebend, pflegte ihren Vater zu Hause und begleitete ihn bis zum Tode. »Ich habe gemerkt, dass ihm das gut tut.« Für sie waren diese Erfahrungen der Auslöser, sich in der Hospizarbeit zu engagieren, ehrenamtlich. 2011 absolviert die gelernte Altenpflegerin und Palliativschwester einen Kurs, den die Stiftung anbietet, und bekommt dort viele wichtige Hinweise im Umgang mit Sterbenden und deren Angehörigen. Dabei verfügt sie bereits über Erfahrungen in der Sterbebegleitung; Christiane Patzer engagiert sich vor ihrer Zeit in Köthen bereits in Dessau, wo es ein stationäres Hospiz gibt. Sie erfährt in ihrer Ausbildung zum Sterbebegleiter, wie wichtig auch die Selbstfürsorge in diesem Prozess ist. »Zu unserer Arbeit gehört ganz viel Empathie, aber man darf sich selbst nicht aus den Augen verlieren.«
»Jeder Mensch«, weiß die Christin, »ist anders.« Und: »Sterben ist nicht nur mit Weinen verbunden.« Sie selbst habe eine Situation erlebt, in der sie viel miteinander gelacht haben. Es obliegt nun ihr, den Menschen einen Sterbebegleiter zur Seite zu stellen, mit dem es möglichst viele Schnittmengen gibt. Es sei gut und oftmals hilfreich, wenn man zum Beispiel ähnliche Interessen habe. »Entscheidend ist, dass sich die Menschen, die wir begleiten wohl fühlen – und unsere Ehrenamtlichen auch.«
Einmal im Monat treffen sich die Ehrenamtlichen des ambulanten Hospizdienstes Köthen. Die Treffen sind mit einem Weiterbildungsangebot verbunden, »aber am wichtigsten ist, dass wir alle miteinander reden und aufeinander achtgeben«, eine Aufgaben, um die sich jetzt vor allem Christiane Patzer, die sich im Gemeindekirchenrat ihrer evangelischen Landgemeinde St. Christophorus engagiert, kümmert.
»Meine Arbeit«, findet Christiane Patzer, »erdet mich immer wieder. Sie eröffnet mir den Blick auf die Endlichkeit und ist für mich eine Lebenslektion, die mich weiter bringt. Ich lerne dabei mich immer wieder neu und besser kennen.« Sie ist dankbar für diese Arbeit, die sie schon als Ehrenamtliche sehr ausfüllte und dies nun auf eine andere, wiederum neue Weise tut.
Sylke Hermann

Christiane Patzer ist zu erreichen unter Telefon (0 34 96) 4 15 42 40, (01 51) 17 60 59 37 oder per E-Mail: hospizdienst-koethen@kanzlerstiftung.de

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion Evangelische Landeskirche Anhalts

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