Steht auf ...
... die Lampen nehmt!

- Magdeburger Dom - die zehn Jungfrauen
- hochgeladen von Matthias Schollmeyer
Zehn Frauen wollten treulich ihn geleiten:
Den Bräutigam zu seinem Hochzeitsfest,
sie selbst gehör’n zu den noch Ungefreiten.
Ihr wisst, was sich davon berichten lässt.
Die Nacht war schwarz, sie nahmen ihre Lampen
und schritten in des Lebens großen Test.
Fünf Törichte - sie waren eher Schlampen -
vergaßen mitzunehmen Vorratsöl.
Und was geschah dann an den Warterampen?
Der Bräutigam kam lange nicht zur Stell.
Fünf andre waren klug und hoch zu loben -
die trugen Vorrat mit sich ohne Fehl!
Dann schliefen alle ein, indessen oben
der Mond am Himmelszelt ging silbern auf –
damit, im Bild der Sterne eingewoben,
er unten wies des Schicksals Gang und Lauf.
Um Mitternacht geschah ein große Rufen,
aus tiefem Traum die Fräulein schraken auf.
„Der Bräutigam erreicht des Tores Stufen.
Seht, Funken schlagen seiner Rosse Hufen!"
Fünf Kluge fahren auf aus tiefstem Schlummer
und drehen schnell die Lampendochte hell.
Fünf Törichte bejammern ihren Kummer:
„Gebt uns von euerm Öl – und gebt es schnell!
Denn unsre Lichter wollen gleich verglimmen.“
Und machten Lärm bei hundert Dezibel.
Die Klugen aber waren nicht von Sinnen:
„Dann reicht es weder hier noch reicht es dort.
Zum Krämer eilet, Öl euch zu gewinnen!“
Doch eben als zum Kauf sie laufen fort,
da kommt der Bräutigam herein gezogen
und nimmt die Klugen mit zum Hochzeitsort.
Was gab das für ein Fest! Und – ungelogen –
ich wär gewesen selber gern dabei.
Doch war die Tür zum Saal fest zugezogen,
wir rüttelten daran mit viel Geschrei:
„HERR, tu uns auf – wir gingen dir entgegen
und waren immer mit bei der Partei!“
Er aber ließ uns draußen steh´n im Regen.
Durchnässt, allein und ohne seinen Segen.
Autor:Matthias Schollmeyer aus Wittenberg | |
Webseite von Matthias Schollmeyer |
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