Feuilleton
septum
die Kunst der Selbstverletzung
Das Restaurant war halbleer, die Nachmittagsstimmung schob müde Schatten über die Tische. Zwei Männer saßen am Fenster. Der eine, ein Kultursoziologe, trank Kaffee, der andere, ein Lehrer, rührte mechanisch in seiner Suppe. Soziologe: Ich verstehe nicht, warum dich das so aufregt. Ein Septumring ist doch nur ein kleines Stück Metall, ein Zeichen. Zeichen waren immer wichtig. Man trägt, was man ist. Lehrer: Oder man verletzt sich, um zu zeigen, dass man überhaupt noch etwas fühlt. Dieses Loch...