Kalenderblatt
Musik-Berater der Prinzessin

Johann Philipp Kirnberger (1721–1783) war der führende deutsche Musiktheoretiker seiner Zeit. Auch als praktischer Musiker und Komponist von Vokal- und Instrumentalwerken hat sich Kirnberger einen Namen gemacht. Sein großes Vorbild war Johann Sebastian Bach. Den großen Komponisten verehrte er zeitlebens sehr. Begeben wir uns auf Spurensuche eines bewegten Lebens, das in Berlin seine Vollendung fand.

Glühender Verehrer Bachs

Kirnberger wurde am 24. April 1721 in einfachen Verhältnissen im thüringischen Saalfeld geboren. Sein Vater Matthias war fürstlicher Lakai in Saalfeld und Coburg. Mütterlichseits ist nichts bekannt. Bereits in jungen Jahren übte sich Kirnberger auf der Violine und im Cembalospiel, welches er um 1736 beim Gräfenrodaer Kantor und Organisten Johann Peter Kellner, einem glühenden Verehrer und Sammler von Kompositionen Bachs und Händels, vertiefte. Ab 1738 nahm Kirnberger weiteren Unterricht auf der Violine und trat auch mit dem Bachschüler und Hoforganisten Heinrich Nicolaus Gerber in Verbindung, der ihn auf seinen ehemaligen Lehrer Johann Sebastian Bach aufmerksam machte. So genoss Kirnberger Anfang des Jahres 1741 nur für kurze Zeit den Unterricht in Komposition und Klavierspielen bei Bach, der ihn zeitlebens prägen sollte.
In den kommenden zehn Jahren hatte Kirnberger als Cembalist, Kapellmeister und Musiklehrer zahlreiche Anstellungen in Polen inne. 1751 nach Deutschland zurückgekehrt, vertiefte er wiederum seine Kenntnisse im Violinenspiel in Dresden und wurde 1754 als Violinist in die königliche Kapelle am preußischen Hof in Potsdam aufgenommen. Schließlich fand er 1758 seine Lebensanstellung als Hofmusiker, Musiklehrer und musikalischer Berater bei Prinzessin Anna Amalia, der Schwester Friedrichs des Großen, in Berlin. Bis zu seinem Tode – Kirnberger verstarb in der Nacht vom 26. zum 27. Juli 1783 – wirkte er als musikalischer Berater und Kompositionslehrer der Prinzessin und hatte großen Anteil am Aufbau ihrer Musiksammlung, der berühmten "Amalien-Bibliothek", für die er viele wichtige Manuskripte und Drucke erwarb, darunter zahlreiche Werke von Johann Sebastian Bach.
Kirnberger verkehrte mit führenden Komponisten und Musikschriftstellern der Zeit, wie den Söhnen Bachs Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel Bach, den Gebrüdern Graun, sowie mit dem Musikschriftsteller und Komponisten Friedrich Wilhelm Marpurg, mit dem ihm zunächst eine enge Freundschaft verband, die aber aufgrund von Kirnbergers theoretischen Schriften und völlig anderen Ansichten etwa um 1759 in einen erbitterten Streit mündete.

Noch heute ein Standardwerk

Neben der Entstehung von musiktheoretischen Abhandlungen, wie beispielsweise dem in den Jahren 1774, 1776, 1777 und 1779 in vier Abteilungen erschienene Standardwerk über "Die Kunst des reinen Satzes", befasste sich Kirnberger mit diversen Bereichen, wie der Stimmung von Instrumenten, Anleitung zur Gesangskunst, Generalbass, der Fugenkomposition und vielen anderen musiktheoretischen Fragen der Zeit. Kirnberger unterrichtete neben seiner Anstellung und seinem musiktheoretischen Schaffen zahlreiche Schüler, wie den Großvater von Felix Mendelssohn Bartholdy, den Philosophen Moses Mendelssohn und den späteren Kapellmeister Johann Abraham Peter Schulz, Schöpfer der Melodie zu "Der Mond ist aufgegangen".
Auch heute noch werden Kompositionen von Kirnberger aufgeführt. Vor allem seine Cembalo- und Kammermusik sowie seine Choralbearbeitungen zu Liedern des Evangelischen Gesangbuches werden gern gespielt. Viele musiktheoretische Abhandlungen sind zeitlos und finden auch heute noch Verwendung im Unterricht.
Andreas Rockstroh

Autor:

Online-Redaktion

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