Sprengel Erfurt - Feuilleton

Beiträge zur Rubrik Feuilleton

Medizin, Theologie, Philosophie und Jurisprudentia

der Gottesbeweis
Neues und Altes von Leberecht Gottlieb (14)

Er sollt sich nämlich erinnern. Und das kann schwer sein. Sehr schwer sogar … Aber wir sehen nun zu, was Erinnerung ist. Sie ist das Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann. Mit bebendem Finger wies der Student Leberecht Gottlieb nach dem Vorlesungsplan für das beginnende Semester. Da stand es schwarz auf weiß: „Die Gottesbeweise: Idee und Geschichte eines ungehörigen Problems“. Freitags von 14.00 bis 15.30 Uhr Hörsaal A5. Prof. Dr. Dr. Moritz Schleiffringk. 
Ja, – jetzt war...

  • Sonneberg
  • 01.12.23
  • 101× gelesen

der Regenwurm
Geburtstagsgabe (zweiter Exkurs)

Aus dem schwarzen Erdboden erhob ich mich eben - und drang zu Euch auf. Ich bin Dwertatschili, der Regenwurm. Bin von einer fernen Sonne. Ihr kennt mich freilich nur als Regenwurm. Aber wir Regenwürmer waren und sind Seelenbegleiter der Dwertatschili, die eine Lebensform bei dem Stern Prokyon darstellen, um den Tratoriphos kreist - ein unmaßgeblicher Planet, von dessen Art es dort tausend ähnliche gibt. Wir kamen mit unserer Raumflotte in der Zeit des Tertiär zu Euch - da wart Ihr noch nicht...

  • Sonneberg
  • 30.11.23
  • 114× gelesen

das Einhorn
Geburtstagsgabe (18)

Nun tritt das Einhorn aus dem Schatten aller Unmöglichkeiten ins grelle Licht der Realität. Was für ein Wunder ... Lest hier den Brief dieses fabelhaften und liebenswürdigen Wesens: Hallo - Ihr Lieben alle! Ich war damals nicht mit auf Noahs Arche, bin aber trotzdem noch da. Weil -  das kam so. Gott der HERR - hochgelobt sei sein Name - hatte vor der gegenwärtig noch laufenden Schöpfung, in der wir jetzt alle leben, noch mehrere andere Welten hervorgehen lassen. Das waren aber sozusagen nur...

  • Sonneberg
  • 24.11.23
  • 94× gelesen

die Gottesanbeterin
Geburtstagsgabe (16)

Die listige Gottesanbeterin? Sie folgte König Nobels Befehl und schrieb ein - wenn auch verwirrendes - Gratulationskärtchen ... Gott zum Gruße alle miteinander. Fürchtet Euch und fliehet nicht vor mir! Ich bete gerade nur noch ein wenig an, dann will ich mich Euch zuwenden. Ich bete eigentlich immerzu. Zu wem? Zu mir selbst. Weil - ich bin die Gottesanbeterin. Wer betet sich heute etwa nicht an? Wir haben es darin weit gebracht. Früher verneigte man sich vor Blitz und Donner, dann vor den...

  • Sonneberg
  • 24.11.23
  • 102× gelesen

der Feuersalamander
Geburtstagsgabe (17)

Gerade noch hatte die Gottesanbeterin geschrieben und vorgelesen - schon ist der Nächste an der Reihe. Der Salamander ... Erst vor Kurzem von meinem Mittagsschlafe erwacht, werde auch ich ein paar Gedanken über die Kirche Martin Luthers und ihn selbst zum Besten geben. Verratet es aber nicht jedem. Alles, was wir Salamander offenbaren, möchte eigentlich streng geheim gehalten werden. Und ist nicht für alle Ohren bestimmt. Denn wir Salamander sind geheimnisvolle Wesen. Nun - ich bin noch etwas...

  • Sonneberg
  • 23.11.23
  • 88× gelesen

Io spricht
Geburtstagsgabe (14)

Luther empfing gern Gäste. Das war bekannt. In diesem Jahr bekommt er zu seinem Geburtstag Briefe von Tieren. Hier schreibt die Kuh: Manche halten mich für heilig. Bin ich auch. Nicht nur in Indien, sondern auch hier. Ihr melkt mich - und ihr esst mich. Mein „Muh“ ist das Ur aller beruhigenden Laute. Im Chinesischen ist Mu das Schriftzeichen für die Null, aus der bekanntlich alles kommt. Im Japanischen ist es Wu. Wichtig ist das tiefe „U“ wie in Kuh. Das bedeutet soviel wie LEERE DES GEISTES....

  • Sonneberg
  • 22.11.23
  • 112× gelesen

Axolotl darf nicht fehlen!
Geburtstagsgabe (13)

Hier ist der Brief des Axolotls an uns Menschen betreffs des Reformators Martin Luthers, dessen Geburtstag heuer vernachlässigt ward. Ich bin das Axolotl. Das heißt, ich werde es sein. Martin Luther hat mir auf meinem Weg zur Vollendung geholfen. Darum dreht sich alles, was ich hier berichten will. Wer Martin Luther war, muss ich nicht sagen. Von dem aber, was ein Axolotl sein könnte, wäre es wichtig zu sprechen. Also, - wir Axolotl leben im Wasser. Wir haben Kiemen, und deshalb bleiben wir...

  • Sonneberg
  • 21.11.23
  • 92× gelesen

Außenseiters Ansichten
Geburtstagsgabe (12)

Luther hat Geburtstag. Kommt und singet alle mit. Wünscht Gesundheit und viel Glück. Heute das Stinktier - oder der Skunk. Ich schäme mich ja so für all meine Brüder und Schwestern, die mit ihren Briefen den Luther geschmäht haben. Ich dagegen - Eure Olibanisa - will ein wirkliches Loblied auf ihn singen. Auch die Hyäne stimmt sicher gern mit mir ein, wie sie eben beteuert, oder deute ich ihr zustimmendes Nicken falsch? Und die Taube ist ebenfalls in meiner Nähe … Hallo, Freunde! Es ist Mode...

  • Sonneberg
  • 19.11.23
  • 142× gelesen
Leberecht - auf dem großen Schiff

Traumwelten
Altes und neues von Leberecht Gottlieb (13)

Ein Brief aus dem Kirchenamt war gekommen. „Aus dem Konsistorium“ wie Leberecht Gottlieb zu sagen pflegte - obwohl es ein Konsistorium schon längst nicht mehr gab. Diesen Brief nun mochte er nicht öffnen. Der alte Landgeistliche hielt sich von zwielichtiger Post seit Jahren in einer klugen Weise fern. Nein, manches beachtete er einfach nicht mehr. Sicherlich stand Unwichtiges oder sogar Unliebsames in diesem Schreiben. Er legte den Brief auf den Stapel zu den anderen Sachen, denen er keine...

  • Sonneberg
  • 14.11.23
  • 129× gelesen
Glasperlenspiel

ECCLESIA TRIUMPHANS
Worte aus dem Elfenbeinturm

Der Meister des Glasperlenspiels Joseph Knecht übersetzt in Hermann Hesses gleichnamigem Roman folgenden von Albertus Secundus stammen sollenden kleinen lateinischen Text: „Denn mögen auch ... für leichtfertige Menschen die nicht existierenden Dinge ... verantwortungsloser durch Worte darzustellen sein als die seienden, so ist es doch für den gewissenhaften Geschichtsschreiber gerade umgekehrt: Nichts entzieht sich der Darstellung durch Worte so sehr und nichts ist doch notwendiger, den...

  • Sonneberg
  • 12.11.23
  • 72× gelesen
Schildy über Luther

LUTHER HAT HEUTE 540. GEBURTSTAG
GEBURTSTAGSGABE (2)

Kaum war die Rede verklungen, welche der Pinguin vorgetragen hatte, schleppte sich die Schildkröte herbei. Langsam kriecht sie, uralt ist die Arme, aus schuppigem Panzer pendelt ein Hals, faltig und unansehnlich. Der Hals verdickt sich zum Haupt, wie Ihr seht. Doch beide Augen sind klar wie ein Spiegel. Die Alte hebt an und berichtet: "Ich gehöre keiner christlichen Kirche an. Ich bin Buddhistin. Auf meinem Rücken ruhen die Alter vergangener Ewigkeiten. Mein Name lautet Testimonia. Sprecht das...

  • Sonneberg
  • 10.11.23
  • 177× gelesen

Hubertus und Akteon
zum 3. November

Und wieder musste er hinaus zum Jagen, so ging es lange schon - seit Jahr und Tag. Hubertus heißt der Mann. Wir woll’n es wagen, sein Schicksal zu betrachten, Schlag auf Schlag: Als Knabe schlief er immer in dem Raume, wo Bogen, Spieß und scharfe Armbrust lag. Auch ein Gemälde, wie aus bösem Traume - zeigt Akteon, verwandelt als ein Hirsch, und seiner Hunde Meute, Schaum am Maule, zerrissen ihren Herrn, weil auf der Pirsch beim Bad Diana er gesehen hatte - der Wälder Göttin, nackt wie eine...

  • Sonneberg
  • 03.11.23
  • 101× gelesen
"Der Geistertanz" (Franz Schubert D 494)

Novembernebel
zu F. Schuberts „Geistertanz“ D 494

Ich fasse Mut, an des Novembers Rande dort in dem Kirchhof eine Zeit zu wallen. Ich lang den Stock und wähl zum dunklem Lande der Wandrung Weg, indes die Blätter fallen. Wohl dachten andre ebenso und kamen mit mir zum Platz der Särge, Urnen, Hallen. Da waren alte Weiber, junge Damen - und Greise, welchen alle Glieder zittern, ich sah die Männer, deren große Namen ich aus den Büchern kannte, wo von Rittern erzählt wird weiter Fahrten bunte Fabel, von Abenteuerreisen, süßen, bittern. So viele...

  • Sonneberg
  • 02.11.23
  • 116× gelesen

1. November 2023
zu Allerheiligen

Nach Halloween folgt Allerheiligen, nach Allerheiligen das Allerseelenfest. Und dann kommt gleich der Hubertustag. Anschließend ist am 4. November Karl Borromäus zu berücksichtigen, der ein Heiliger geblieben ist, obwohl daran beteiligt gewesen, den Mailänder Kaufmann und Seidenwirker Georg von Ghese zum Scheiterhaufen zu verurteilen. Auch der 5. November hat seinen Heiligen - und der 10. mit Martin von Tours sowieso. Wer dann letztlich wirklich das Heiligenprädikat errungen haben wird, stellt...

  • Sonneberg
  • 01.11.23
  • 174× gelesen

Nachdem man sie geschändet hatte
Er galt, was das betrifft, als schwierig

SCHWIERIG (Für Phillip Zig) Nachdem man sie geschändet hatte mit Gewalt, immer und immer wieder, in diesem dunklen Viehwagen, und nachdem ihr das gar nicht gut bekommen war, und die Blutung nicht enden wollte, öffneten die Sieger das Tor des Waggons und stießen sie mit den Füßen hinaus. Das gab ihr den Rest. Irgendwer wird sie irgendwann gefunden haben. Ob die Tiere schon dran gewesen waren, wer will das sagen? Völlig unklar auch, ob der oder die ein Loch geschaufelt und ein Gebet gesprochen...

  • Weimar
  • 30.10.23
  • 95× gelesen
  • 1
bearbeiteter Screenshot aus dem Film "Honecker und der Pastor"
2 Bilder

„Honecker und der Pastor”
Beobachtungen zu einem Film aus der Zeit des Coronainterims

Sie sind immer noch da Wenn man stirbt - sagt der Volksmund - rolle einem das eigene Leben wie ein Film noch einmal vor den Augen ab. Blitzschnell und zugleich als zeitlose Ewigkeit. Der Film „Honecker und der Pastor” erschien 2022 gegen Ende des Coronainterims. Und ist noch lange nicht zu Ende. Wir wollen in die metamythische Dimension dieses Streifens hinabsteigen. Dabei werden wir aber dem klassischen Spruch „De mortuis nil nisi bonum dicendum est" nur begrenzt Folge leisten können. Denn es...

  • Sonneberg
  • 18.10.23
  • 174× gelesen
  • 1

Du sollst das Gute nicht vergessen!
LOBE DEN HERREN, MEINE SEELE

Lobe den Herren, meine Seele, und was in mir ist seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat (Ps 103,2). Liebe Jubilarin, liebe Kinder, Schwieger-Kinder, Enkel und Freunde, liebe Festtags-Gemeinde! Du bist nun, liebe Elke, im biblischen Alter angekommen. Denn es heißt: "Unser Leben währet 70 Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's 80 Jahre..." Du bist in diesem Status nicht allein: Friedemann und Ilse, Jochen und  Dorle, Schwager Rüdiger, ...

  • Weimar
  • 16.10.23
  • 64× gelesen
  • 1

Eigentlich sollte der Honecker anwesend sein
KEIN VERTRAUEN

Es ist jetzt 34 Jahre her, genau am 14. September 1989 war es, da wurde das Bauernkriegspanorama auf dem Schlachtenberg von Bad Frankenhausen mit viel DDR-Prominenz eröffnet. Für den schon aus der Ferne zu se-henden Monumentalbau hatte der Volksmund schnell einen Namen parat: "Elefantenklo". Der Rundbau soll an den Bauernkrieg erinnern, die sogenannte "Frühbürgerliche Revolution in Deutschland", die mit der Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 mit rund 6000 Toten in Mitteldeutschland ihr...

  • Weimar
  • 06.10.23
  • 178× gelesen

Das Fahrzeug war schnell außer Sichtweite
KEIN MÄRCHEN 2

Ein Junge wartet vor der Porzellan-Fabrik Blankenhain (VEB Weimar-Porzellan) auf seine Mutter. Die Werks-Uhr zeigt schon 16.00 Uhr. Jeden Moment muss sie kommen. Der Junge hat seine Mutter gern. Deshalb wartet er dort. Neben ihm sitzen andere Jungen, die gleich ihm auf Jemanden warten. Sie sitzen zusammen auf einer Bank, baumeln mit ihren Füßen und schauen nach dem Verkehr, der um diese Zeit anwächst. Ein Lastzug fährt Richtung Schwarza vorüber. Die schlechte Straße und seine überhöhten...

  • Weimar
  • 05.10.23
  • 72× gelesen

Auf seinem Gesicht lag das Lächeln des Siegers
KEIN MÄRCHEN 1

In einer Kleinstadt nahe Erfurt lebten ein junger Mann und ein junges Mädchen. Sie hatten sich gern, heirateten und bekamen ihr erstes Kind: ein Mädchen. Große Freude! Auch das zweite Kind wurde ein Mädchen; ebenso das dritte. des vierte und das fünfte. Da war die Freude nicht mehr so groß, denn der Vater hätte so gern einen Sohn gehabt...! Als das sechste Kind erwartet wurde, nahm das ganze Städtchen Anteil. Man schloss sogar Wetten ab. Die Einen wetteten, dass es wieder ein Mädchen würde; die...

  • Weimar
  • 04.10.23
  • 120× gelesen
Gottesdienstraum in der Bergkapelle zu Neuenbau im Kirchenkreis Sonneberg

Buchempfehlung
"Der alltägliche Charme des Glaubens" F.Steffensky

Kernstück des für sogenannte Laien als auch spirituell Interessierte zu empfehlenden Buches „Der alltägliche Charme des Glaubens" sind unzweifelhaft die Seiten 28 – 30. Hier geht es um das, was wir Gebet nennen. Ja - was ist das? Steffensky bietet uns einen verständlichen und sofort praktizierbaren Leitfaden für die eigene spirituelle Praxis des Betens. Erstens: Beginne ganz bescheiden. Wer bescheiden beginnt wird bemerken, dass schon solche Worte wie „Laien“ oder „spirituell“ irgendwie...

  • Sonneberg
  • 30.09.23
  • 153× gelesen
  • 1

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
ABSCHIED VON WEIHNACHTEN

Es war schon immer so, dass ich mich nur schwer von Weihnachten trennen konnte. Am liebsten war es mir, wenn Ostern im Kirchenjahr spät lag, und die Epiphanias-Zeit entsprechend ausgedehnt wurde. Als wir noch  Kinder waren, fiel am 27. Dezember in unserer Familie alle vorherige Anspannung von uns ab. Das Krippenspiel war wieder sehr gelungen gewesen, Vater hatte seine Weihnachtspredigten gehalten, wir freuten uns über die Geschenke vom Heiligen Abend, und nun kam Mutters Geburtstag  am 28....

  • Weimar
  • 26.09.23
  • 68× gelesen

23.9.1939 - 23.9.2023
Sigmund Freud

Im Londoner Exil wacht Sigismund Schlomo Freud am Morgen des 23. Septembers 1939 nicht mehr auf. Der berühmte Wiener Arzt, dem wir die moderne Seelenheilkunde verdanken und der sich umfassend auch zu Fragen der allgemeinen Kulturtheorie geäußert hatte, war zwar vor einem reichlichen Jahr dem Zugriff der nazistischen Vernichtungsmaschinerie und damit dem sicheren Tode entkommen, aber seine Lebensuhr war abgelaufen - und er hatte es schon länger gewusst. Wie aber kann ein Mensch überhaupt...

  • Sonneberg
  • 21.09.23
  • 238× gelesen
Gerechter Abraham - (c) Nicola Sarić

Predigttext Genesis 15,1-6
STERN UND ZAHL

Als Abram wieder nach dem Rechten schaute, war’s finster draußen und die Nacht seit Stunden Wald und Heide überblaute - die Sterne zogen alle auf die Wacht. Da setzte sich der Alte vor’s Gezelte und schaute in des Himmels Lichterpracht.  Und wie er saß, da ging ihn an die Kälte - ganz plötzlich und fast tödlich. Wie aus Eis naht einer, der sich ihm gesellte - der Geist der Trübsal trat zu Gottes Greis. „Was willst du von mir?” sprach der fromme Hirte, wobei der Frost den Bart ihm färbte weiß....

  • Sonneberg
  • 16.09.23
  • 220× gelesen

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