Ein berührendes Geschenk
Zuwendung trotz Kontaktsperre

Übergabe der Nesteldecken im Seniorenzentrum Hildburghäuser Land. | Foto: Foto: Ramona Hofmann
  • Übergabe der Nesteldecken im Seniorenzentrum Hildburghäuser Land.
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Die Hermann-Lietz-Schule Haubinda wurde 1901 von dem evangelischen Theologen und Reformpädagogen Hermann Lietz gegründet. Doch die große Feier zum 120. Geburtstag musste ausfallen. Stattdessen setzten wir ein Zeichen der Verbundenheit - mit dem Vermächtnis unseres Schulgründers und Menschen, die unsere Unterstützung brauchen. Hermann Lietz hatte eine ausgeprägte soziale Ader, legte großen Wert auf Hilfsbereitschaft und praktische Unterstützung Bedürftiger und so wählten wir den 28. April (seinen Geburtstag und den der Schule) für ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk.

Seit mehr als zehn Jahren besteht nun schon die Partnerschaft der Hermann-Lietz-Schule Haubinda mit der Seniorenresidenz „Hildburghäuser Land“. Bis März vergangenen Jahres fuhr eine Gruppe von vier Schülerinnen und Schülern regelmäßig einmal in der Woche nach Hildburghausen. Im Pflegeheim waren sie jeweils einer Station fest zugeordnet und boten den Bewohnern an, sie bei Spaziergängen zu begleiten, mit ihnen zu spielen oder aus der Zeitung vorzulesen. Für diesen Dienst mussten sich die Jugendlichen für ein ganzes Jahr verpflichten, denn ganz überwiegend handelte es sich um demente Menschen, für die Konstanz besonders wichtig ist.

Aufgrund der Corona-Pandemie mussten diese Besuche seit über einem Jahr unterbleiben. Doch weder unsere Mitarbeiterinnen noch die Jugendlichen vergaßen die alten Menschen. Zufällig stieß ich im Winter auf einen Artikel über sogenannte Nesteldecken. Diese werden speziell für demente Menschen hergestellt. Sie bestehen aus verschiedenen Stoffstücken und sind mit Borten, individuellen Motiven, Klettverschlüssen oder großen Knöpfen versehen. Für Menschen, bei denen die Demenz bereits weit fortgeschritten ist, können diese Decken eine große Bereicherung darstellen. Viele von ihnen sind unruhig und nesteln ständig an sich und ihrer Kleidung herum. Die Decken bieten vielfältige Tasteindrücke durch die unterschiedlichen Stoffqualitäten und die angebrachten Elemente. Eine geklöppelte Spitze kann gefühlt werden, ein großer Knopf mit Öse geöffnet und geschlossen, ebenso ein Klettverschluss. Farben und Motive werden nach bekannten Vorlieben gewählt, häufig verwendet man Stoffe mit Mustern, wie sie in den sechziger und siebziger Jahren modern waren.

Die Beschäftigung mit diesen Decken kann tröstlich und beruhigend sein, vor allen in Zeiten, in denen Besucher selten sind.

Unsere Nähgilde stellte zehn Nesteldecken her - mit großem Engagement und Freude. Die Jugendlichen waren regelrecht erleichtert und beglückt, auf diese Art und Weise einsamen Menschen, die ihre Situation auch nicht mehr verstehen können, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit schenken zu können.

Zum 120. Geburtstag unserer Schule fuhr die Leiterin der Nähgilde mit den beiden besonders aktiven Jugendlichen Zoe und Nikolaus in die Seniorenresidenz und übergaben Frau Pfeiffer die zehn Decken. Ihr Geschenk wurde freudig entgegengenommen und die Leitung des Pflegeheimes bedankte sich mit einem großen Obstkorb, dessen Inhalt an alle Beteiligten in Haubinda verteilt wurde.
Susanne Plaumann

Autor:

Susanne Plaumann

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