Predigttext
Der Funke springt über

Nachdem man sie hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und
befahl dem Kerkermeister, sie gut zu bewachen.
Apostelgeschichte 16, Vers 23

Von Angelika Zädow, Superintendentin in Halberstadt
Ach, wie ich sie beneide – diese Menschen, die in tiefstem Kummer und größter Gefahr immer noch ein Lied auf den Lippen haben. Von Paulus und Silas im Gefängnis über die vielen anderen, von denen wir wissen. Die sich nicht gefangen nehmen lassen von den Umständen, von Meinungen und Moden, von Ereignissen, Abschied, Trauer, Gefahren.
Sondern die sich die Freiheit nehmen, zu singen, zu loben, zu bitten – und die Mauern aus Angst, Bitterkeit und Trauer stürzen ein. Wer Menschen so angstfrei und frei gegen allen Anschein erlebt, traut der eigenen Wahrnehmung kaum.
Die Umstände bleiben – der Mensch und mit ihm die anderen, die ihm begegnen, werden verwandelt. Es ist, als öffne sich ein neuer Raum. Paulus und Silas laden zum Glauben ein. Erzählen von Christus, von Gott, von seinen ganz anderen Möglichkeiten. Der Funke springt über. Nicht in frommer Abgeschiedenheit, nicht während eines Gottesdienstes, sondern mittendrin in der aktuellen Situation.
So wirkt Gottes Geist durch die Jahrhunderte hindurch immer weiter. Auch heute. Durch eine Begegnung. Durch ein Erlebnis. Durch eine innere Stimme, von der wir wissen, dass sie nicht von uns herkommt. Durch einen Augenblick, in dem unser Herz sich öffnet und weit wird und die Dinge sich auf einmal ordnen und ganz klar vor uns liegen. Diese Momente sind wie eine innere Befreiung. So gesehen brauche ich gar nicht neidisch auf die vielen Menschen zu schauen, sondern nur die eigenen Momente zu »sammeln«, vielleicht so, wie es von dem Mathematiker Blaise Pascal überliefert ist. Er trug einen Zettel – eingenäht in das Futter seines Gewandes. Auf diesem Zettel stand: »Seit ungefähr abends zehneinhalb bis ungefähr eine Stunde nach Mitternacht: Feuer! – Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Philosophen und Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden: Freude, Friede, Gott Jesu Christi. Freude, Freude, Freude – Tränen der Freude.«
Möge von unserer Kirche ein Funke ausgehen, der sich wie ein Lauffeuer verbreitet, der von der Liebe unseres Gottes erzählt, der Menschen zu einem Leben in Versöhnung und gegenseitiger Achtung befreit.

Autor:

Online-Redaktion

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