Erfahrungsaustausch: Über Chancen und Stolpersteine im Schulalltag sprachen Religionslehrer
Immer noch ein Exot in der Schullandschaft

Nicht allein Bibeltexte: Alle Themen des Lebens werden im Religionsunterricht besprochen.  | Foto: epd-Bild
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Der Religionsunterricht gehört zu den Fächern im Stundenkanon, der nach über 25 Jahren immer noch ein Exot zu sein scheint.
Von  Dietlind Steinhöfel

Nicht jede Schulleitung nimmt ihn als eine wichtige Möglichkeit der Persönlichkeitsbildung für Heranwachsende wahr. So manche Stolpersteine kamen deshalb zur Sprache, als am vorletzten Schultag 25 staatliche und kirchliche Lehrkräfte aus dem Kirchenkreis Apolda-Buttstädt und Weimar zum Erfahrungsaustausch zusammenkamen.
Insgesamt gibt es in den beiden Kirchenkreisen 19 kirchliche und 41 staatliche evangelische Religionslehrer, informierte André Demut, Schulbeauftragter des Propstsprengels Gera-Weimar, der ins Weimarer Herderzentrum eingeladen hatte. Doch trotz mancher Problemanzeigen ist die Grundstimmung unter den Lehrkräften positiv. Theologin Martina Berlich, die seit vier Jahren evangelische Religion in Weimar unterrichtet, fasst ihre Erfahrungen so zusammen: »Für mich ist der Religionsunterricht eine einzige riesige Fortbildung, bei der ich viel lernen kann.« Ähnlich sehen es ihre Kolleginnen und Kollegen – ob staatliche oder kirchliche. Das Fach ermögliche tiefgründige Gespräche, so über Tabuthemen wie Tod, Sterben, Krankheit, Verbrechen; die Schüler diskutierten, öffneten sich, man rede über Gefühle und Schuld. Für die staatlichen Lehrer sei es aber auch eine »Insel der Ruhe« im Schulalltag, immer wieder spannend, interessant und bewegend. Vor allem der Aspekt der Seelsorge, mitunter zwischen »Tür und Angel« wurde hervorgehoben.
Die Probleme liegen mehr im Organisatorischen. So wurde beklagt, dass die kirchlichen Lehrkräfte, die mitunter an drei bis fünf Schulen unterrichten, kaum in den Schulalltag eingebunden seien. Sie könnten nicht an Dienstberatungen teilnehmen, weil sie am Nachmittag zum Beispiel Christenlehre zu geben hätten. Dadurch entgehen ihnen wichtige Informationen, wie Klassenfahrten oder Wandertage, aber auch Vorkommnisse in den Klassen. Zudem haben sie nicht immer feste Räume, die entsprechend gestaltet werden können, oder ausreichend Technik. Wer an mehreren Schulen unterrichte, habe mitunter für jede Schule ein anderes Lehrbuch. Zur Sprache kam der Mangel an Religions- und Ethiklehrern. Die Lehrer wünschen sich mehr Kontinuität und einen längeren Verbleib an derselben Schule. »Wir brauchen Wertschätzung und Rückendeckung der Schulleitung«, war zu hören. Trotz alledem überwiegt die Freude, jungen Menschen Glauben und Kirche näherzubringen. Für Kantor-Katechetin Christine Widiger, seit 1992 unterrichtet sie evangelische Religion, ist das bis heute etwas Wunderbares: »Früher durften Pfarrer die Schule nicht betreten. Ich darf in die Schule gehen!«

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