Spiritueller Tourismus: Ekkehard Steinhäuser über Pilgerangebote und Willkommenskultur
Wir sind dann mal da – und offen

Pilgern boomt – spätestens seit Hape Kerkelings Bestseller. Ekkehard Stein-
häuser, Präsident der Deutschen Lutherweg-Gesellschaft, spricht über das neue Interesse an einer alten religiösen Praxis und die Willkommenskultur am Wegesrand als Chance für Gemeinden.

Herr Steinhäuser, wie ist die Pilgersaison 2018 in Mitteldeutschland angelaufen?
Steinhäuser:
Es ist für mich immer wieder überraschend, in welch großer Zahl Einzelne, Paare und Gruppen das Pilgern für sich entdecken. Die Motive dafür mögen unterschiedlich sein, aber dass ein ausgeprägtes Interesse an dieser Form religiöser Praxis vorhanden ist, kann man nicht bestreiten. Immer mehr Kirchengemeinden bieten Pilgerwanderungen als Form des aktiven Gemeindelebens an.
Im Rahmen des traditionellen »Ökumenischen Samstagspilgerns« zum Beispiel, das in Sachsen-Anhalt und in Thüringen angeboten wird, gab es Auftaktwanderungen auf verschiedenen Themenpilgerwegen, wie dem Tälerpilgerweg in der Nähe des Hermsdorfer Kreuzes oder dem gerade mit einer Radpilgertour eröffneten Christusweg im Markranstädter Land. Auf dem
8. Lutherwegtag am 26. Mai, der von der Deutschen Lutherweg-Gesellschaft organisiert wurde, sind wir in Eisenach vom Rathaus hinauf zur Wartburg gepilgert.

Lassen sich Menschen durch die Pilgeranagebote tatsächlich (neu) für den Glauben begeistern?
Steinhäuser:
Dazu gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Dass sich aber viele Menschen für Glaubensfragen ansprechen lassen, und dass Religion überhaupt thematisiert und – noch viel wichtiger – als existenziell bedeutsam erlebt wird, allein das ist beachtenswert. Für den einen mögen es die Schöpfungserfahrungen in der Natur sein, für den anderen sind es die Antworten auf Sinn- und Lebensfragen; für einen dritten vielleicht die Begegnung mit der Reformation und ihrem kulturellen Erbe.

Worin sehen Sie für die Gemeinden entlang der Pilgerrouten Chancen? Vor welchen Herausforderungen stehen sie?
Steinhäuser:
Die Chancen wiegen schwerer als die Herausforderungen. Eine Gemeinde, die wahrgenommen werden möchte, muss sich öffnen für die Belange, die sich außerhalb von ihr ergeben. Damit auch für die Pilger und ihre Anliegen, die nicht selten als Formen religiösen Denkens zu begreifen sind.
Viele Pilger wünschen sich eine offene Kirche, eine willkommene Gastfreundschaft und einfach ein Wort des Segens, das eigentlich alle Menschen nötig haben: Gott segnet dich. Er begleitet dich auf deinem Weg durch die Zeit. Hab keine Furcht.

Die Fragen stellte Beatrix Heinrichs

Autor:

Online-Redaktion

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