Gründerin der Pfarrer-Paul-Schneider-Gesellschaft wird ausgezeichnet
Thüringer Verdienstorden für Gedenken an „Prediger von Buchenwald“

Pastorin i.R. Elsa-Ulrike Ross aus Weimar. | Foto: Privat
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Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow verleiht heute im Haus Dacheröden (4. November, 15 Uhr) den Thüringer Verdienstorden an Pastorin i.R. Elsa-Ulrike Ross aus Weimar. Anlass ist das Engagement seit 40 Jahren für Paul Schneider, den „Prediger von Buchenwald“. Unter anderem hat die 78-Jährige im Jahr 1997 die Pfarrer-Paul-Schneider-Gesellschaft e.V. gegründet und 21 Jahre lang als Vorstandsvorsitzende geleitet, um das Vermächtnis des im Konzentrationslager Buchenwald ermordeten evangelischen Pfarrers zu pflegen, die Erinnerung an seinen Märtyrertod weiterzutragen und besonders jungen Menschen diesen Aspekt der NS-Diktatur zu erläutern.

Friederike Spengler, Regionalbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), bezeichnet Elsa-Ulrike Ross als „Frau, die hinter dem Gedächtnis des Predigers von Buchenwald steht, und in unbeirrter Weise und mit übergroßem Engagement dem Gedenkort Buchenwald mit der Verbindung zur Person Paul Schneiders ein besonderes Gepräge verliehen hat“. In dem Vorschlag zur Ehrung wurde insbesondere die „intensive Zusammenarbeit mit jungen Menschen“ hervorgehoben, beispielsweise durch ein Theaterprojekt der Bergschule Apolda, einen Schülerwettbewerb, die Beratung von Abiturienten und Abiturientinnen bei Facharbeiten sowie die vorbereitende Arbeit mit Schülern für eine Neuausgabe zum besseren Verständnis des Buches „Der Prediger von Buchenwald“ von Margarete Schneider. Weiterhin sei Elsa-Ulrike Ross unter anderem eine seit 1999 aktive Wanderausstellung und eine Sonderausstellung zum 75. Todestag in Weimar zu verdanken.

„Die Verleihung des Thüringer Verdienstordens ist eine große Ehre für mich; sie ist auch mit einer Würdigung der Mitglieder der Gesellschaft verbunden, besonders der langjährigen oder punktuell sehr intensiven Helfer, vorwiegend aus Weimar und der Gedenkstätte Buchenwald“, sagt Elsa-Ulrike Ross. „Ich hoffe, dass Paul Schneider und die Pfarrer-Paul-Schneider-Gesellschaft mehr Interesse und Anerkennung in Thüringen und darüber hinaus finden. Das mutige und konsequente Zeugnis des rheinischen Pfarrers im Nationalsozialismus muss lebendig bleiben und weitergegeben werden“, betont die 78-Jährige.

Das Engagement von Elsa-Ulrike Ross begann zu Paul Schneiders 40. Todestag mit Vorträgen in ihrer damaligen Gemeinde in Hildburghausen und zahlreichen Dörfern. Im Herbst 1988 wurde sie erste Pastorin im neu gebauten Evangelischen Gemeindezentrum „Paul Schneider“ in Weimar-West. Die Pfarrer-Paul-Schneider-Gesellschaft e.V. hat sie 1997 gegründet und 21 Jahre lang geleitet. „Dadurch wurde es mir möglich, Paul Schneider noch mehr in Deutschland und darüber hinaus bekannter zu machen“, erklärt sie – unter anderem sendete das ZDF zu Paul Schneiders 100. Geburtstag im Jahr 1997 einen Gottesdienst live aus ihrer Gemeinde in Weimar. In der Ökumene sei die Aufmerksamkeit auf den „Prediger von Buchenwald“ ab dem Jahr 2000 in der Zeit des polnischen Papstes Johannes Paul II. gerichtet gewesen. Der Papst habe das weltweite Gedenken an die „Neuen Märtyrer“ des 20. Jahrhunderts ausgerufen und Paul Schneider als herausragenden Glaubenszeugen in der Zeit des Nationalsozialismus dargestellt. Am 5. Februar 2003 hatte Elsa-Ulrike Ross eine persönliche Audienz beim Papst.

Hintergrund:

Paul Robert Schneider (* 29. August 1897 in Pferdsfeld; † 18. Juli 1939 im KZ Buchenwald) war ein deutscher evangelischer Pfarrer und leistete als Mitglied der Bekennenden Kirche offensiv Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Im November 1937 wurde er in das KZ Buchenwald verlegt, wo er Zwangsarbeit verrichten musste. Als er bei einem Appell den Hitlergruß verweigerte, wurde er öffentlich mit Stockschlägen bestraft und in eine Einzelzelle des Arrestgebäudes gesperrt. Trotz schwerster Misshandlungen unterließ er es nicht, aus seinem Gefängnis heraus das Evangelium zu verkünden. So wurde er für seine Mitgefangenen zum „Prediger von Buchenwald“. Mehr als ein Jahr wurde Paul Schneider in der Zelle gefangen gehalten und gequält, bis er am 18. Juli 1939 ermordet wurde.

Weitere Informationen im Internet: www.paul-schneider-gesellschaft.de

Autor:

susanne sobko

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