Qumran
Schriftrollen am Toten Meer entdeckt

Die wissenschaftliche Sensation, die mit der Entdeckung biblischer und außerbiblischer Texte in hebräischer und aramäischer Sprache auf Schriftrollen in den Höhlen der Region Qumran am nordwestlichen Rand des Toten Meeres 1947 begann, ist noch nicht zu Ende.

von Hermann Michael Niemann

Die weltweit beachtete Entdeckung der 2000 Jahre alten sogenannten Qumran-Texte vom Toten Meer in Israel bekommt fast 75 Jahre nach den ersten Funden neue Impulse. 30 Kilometer südwestlich von Qumran liegt En Gedi, weitere acht Kilometer südwestlich gelangen israelischen Archäologen nun in einer schon vorher bekannten Höhle neue Funde.

Dort waren vor Jahrzehnten 40 Skelette von Schutzsuchenden aus der Zeit des jüdischen Bar-Kochba-Aufstands gegen die Römer (132–135 nach Chr.) entdeckt worden. Für die Bibelwissenschaft bedeutend ist, dass Archäologen nun Fragmente einer überwiegend griechisch geschriebenen Schriftrolle aus dem biblischen „Zwölfprophetenbuch“ fanden. Auf einem Fragment steht der Text des Propheten Sacharja Kapitel 8, 16-17, auf einem zweiten Fragment ein Wort des Propheten Nahum Kapitel 1,5-6. Möglicherweise gehören die Bruchstücke zu einer Schriftrolle, die schon vor vielen Jahrzehnten in der Höhle gefunden wurde.

Dass nach den Qumran-Entdeckungen in den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts jetzt neue Funde in dieser großen Wüstenregion auftauchen, hängt mit einer Rettungsaktion der Israelischen Altertümerverwaltung seit 2017 zusammen. Es waren vermehrt Raubgräber in der Region unterwegs, die Funde auf dem Antikenmarkt verkauften. Solche Funde, oft unsachgemäß behandelt und aus dem Fundkontext gerissen, verschwinden meist in privaten Sammlungen und gehen für die wissenschaftliche Analyse und die kulturelle Bildung verloren. Trotz der großen Zahl schon untersuchter Höhlen gibt es noch Hunderte, die unerforscht sind und circa 15-20, deren Voruntersuchungen Funde versprechen.

Sind ein paar kleine, uralte biblische Textstücke bedeutend? Menschlich berührt, dass Flüchtlinge, die in den Höhlen Schutz suchten, damals nicht nur Proviant, sondern mit den Texten auch religiöse „Nahrung“ mit in ihr Versteck nahmen.

Unser Bibelstudium ist nie fertig und abgeschlossen, unser Wissen und unsere Thesen sind vorläufig, immer können neue Funde und Gesichtspunkte auftauchen. Der neu gefundene Sacharjatext entspricht offenbar ziemlich genau dem in unserer Bibel befindlichen Text. Der neue Text des Propheten Nahum weist einige Abweichungen von anderen Textversionen auf. Texte wurden durch Jahrhunderte mündlich und auch in Varianten weitergegeben, sie waren lebendige und dynamische Begleiter der Menschen. Zudem können Naturwissenschaftler und Techniker heute die uralten Textfragmente genauer lesen und oft Buchstaben oder Wörter sichtbar machen, die den Forschern vor zehn, zwanzig Jahren noch verborgen blieben.

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Online-Redaktion

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