Corona-Protest: EKM will Konsequenzen prüfen
Pfarrer lehnt Gespräch ab

Pfarrer Martin Michaelis  | Foto: privat

Nach der scharfen Kritik der EKM am Quedlinburger Pfarrer Martin Michaelis zu seinem Auftritt bei den Protesten gegen staatliche Corona-Maßnahmen in Sonneberg, hat sich Michaelis gegenüber der Nachrichtenagentur "idea" geäußert. Die Initiatoren der "Lichterketten-Aktion" hätten ihn angefragt, nachdem der Superintendent des Kirchenkreises eine Beteiligung aller Pfarrer des Kirchenkreises abgelehnt hatte. Er habe als ehemaliger Steinacher Pfarrer bei der Kundgebung gesprochen und nicht als Vorsitzender des Thüringer Pfarrvereins, so Michaelis.

In seiner Rede sagte er, dass Gott jedem Menschen ein Gewissen gegeben und jeder den Auftrag habe, „es ganz und gar selbstständig zu benutzen“. Mit Bezug auf die Zehn Gebote wollte er nach eigenen Angaben das Gewissen der Menschen „auffrischen“. Er zitierte zudem aus dem „Augsburger Bekenntnis“ von 1530, in dem es unter anderem heißt, dass die Christen „der Obrigkeit untertan“ und deren Geboten und Gesetzen gehorsam sein sollten, sofern es ohne Sünde geschehe.

Michaelis dazu: „Und nun prüft an den Zehn Geboten mit eurem aufgefrischten Gewissen, ob ihr ohne Sünde den Gesetzen folgen könnt, die in den letzten Monaten oder auch Tagen aus Berlin, Erfurt, Magdeburg und München kommen.“ Wenn man diesen Gesetzen nicht ohne Sünde folgen könne, dann sollte man ihnen nicht gehorchen, so Michaelis. Den Vorwurf, er habe damit zum „kollektiven Ungehorsam“ aufgerufen, wies er zurück.

Vorwürfe zurückgewiesen

Michaelis wurde zu einem Gespräch ins Landeskirchenamt eingeladen. Da es sich nach seiner Einschätzung aber um eine Anhörung mit „konkreten Vorwürfen“ gehandelt hätte, sei er nicht erschienen. Personaldezernent Michael Lehmann habe sich erst bei ihm gemeldet, nachdem dieser bereits kritische Stellungnahmen gegenüber der Presse abgegeben habe. Michaelis erfuhr eigenen Angaben zufolge von der Kritik aus den Medien.

Der Pfarrer hatte schon mehrfach am Umgang der Kirchenleitung mit der Corona-Krise Kritik geübt, auch in der Kirchenzeitung. Er ist Vorsitzender der Pfarrervertretung der EKM sowie der Pfarrergesamtvertretung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Der Thüringer Pfarrverein hat den Angaben zufolge 635 Mitglieder.

Dem Superintendenten des Kirchenkreises Sonneberg, Thomas Rau, zufolge wird der Auftritt für Michaelis „vermutlich auch dienstrechtliche Konsequenzen“ haben. Der Pfarrer habe unter „Missachtung“ der hohen Inzidenz im Landkreis „Menschenleben unnötig und fahrlässig in Lebensgefahr gebracht“. Rau: „Dass Pfarrer Michaelis dafür am Ende seiner Andacht Gott um Hilfe angerufen und Bezug genommen hat auf die Heilige Schrift, ist für mich nicht nachvollziehbar und widersinnig.“

(idea/red)

Autor:

Online-Redaktion

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